1. Wahlverwandschaften Teil B


    Datum: 01.12.2017, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    nicht einfach werden würde. Daher hatte ich auch ganz bewusst die Kleidung angezogen, mit der ich aus Berlin fortgefahren war. Ich wollte nicht schon gleich mit einem optischen Schock überraschen, sondern ihm alles in aller Ruhe erklären. Also hatte ich wieder die blass blauen Jeans für Jungens an und die dunkelblauen Sneakers. Über das weite T-Shirt hatte ich zunächst noch den kaputten Anorak gezogen, den ich in der Bahn aber ablegte. Ich vergrub mich schnell in ein Buch, um die gut fünfstündige Reise gut zu überstehen und mir nicht andauernd Gedanken darüber machen zu müssen, was ich Paps nun sagen würde. In der Abenddämmerung kam ich am Bahnhof in Berlin an. Er holte mich ab und nahm mir meinen Koffer ab. Er freute sich sichtlich mich wieder zu sehen. Mir war bange zumute, denn ich wusste nicht, wie ich das Thema anschneiden sollte. So blieb ich auf der Fahrt in mein Zuhause ziemlich wortkarg. Erst nach dem Abendessen gab ich mir einen Ruck, als er mir freundlich lächelnd ein Glas Bier offerierte und darauf einspielte, dass ich ja jetzt sogar als junger Mann einen Schnaps dazu trinken konnte. „Also Papa, genau darüber möchte ich mit dir reden. Ich weiß. Du würdest mich lieber als Studienrat in der Oberstufe sehen, während ich lieber in der Grundschule mit kleinen Kindern umgehen würde. Vielleicht hast du dich ja schon einmal gefragt, weshalb ich eher diese Neigung habe? Du weißt ja, dass ich vom Körpertypus her nicht gerade dem Ideal des männlichen, breitschultrigen ...
     Burschen entspreche. Das hat auch seinen Grund. Daher möchte ich auch hier meine feminine Seite entwickeln." Er sah mich leicht beunruhigt an. Ich brauchte seine Gedanken nicht zu erraten, sie standen ihm praktisch schon im Gesicht geschrieben. „Was soll das denn heißen?" „Vater, ich habe für mich entschieden, dass ich ganz zum Mädchen werden möchte. Das wollte ich auch schon in der Schule umsetzen, sofort nach den Skiferien." „Bitte?!?", Sein Tonfall drückte seinen Schock mehr als deutlich aus. Er musste sich erst einmal sammeln, bevor er mehr als dieses eine Wort äußern konnte. „Chris, du bist ein Junge. Was soll der Quatsch mit dem Gymnasium? Was redest du denn da? Hat dir Mama das etwa eingeredet?!" In einer Hinsicht tat er mir furchtbar leid. Sein Schrecken war mit der Hand greifbar, aber das konnte ich ihm nicht ersparen. Es war mein Leben, nicht seins. „Vater, ich habe mich untersuchen lassen. Ich bin genetisch ein Mädchen. Da gibt es keinen Zweifel. Ich habe Kopien der Untersuchungsresultate. Einen ersten operativen Schritt habe ich bereits unternehmen lassen und ich werde die Hormontherapie einleiten lassen." Er starrte mich fassungslos an und schüttelte hilflos den Kopf. Ich konnte ihm deutlich ansehen, dass er es einfach nicht begriff. „Aber Chris, ich meine, du hast doch einen Penis. Wie kann das denn sein? Die Ärzte haben doch immer nur gesagt, dass du nur ein wenig in deiner Entwicklung zurück bist..." Ich wurde rot, aber es ging wohl nicht anders, ich musste klare ...