1. Die Pfandleihe


    Datum: 16.10.2018, Kategorien: Erstes Mal Autor: bySkorpion57

    wissen", schnitt mein Vater mir harsch das Wort ab. „Und du solltest es auch so halten." Bevor ich einen weiteren Einwand geben konnte, öffnete Herr von Achtheim die Ladentür. Er hielt sie weit auf und ließ seiner Tochter den Vortritt. Elisabeth wirkte sehr schüchtern, als sie auf den hohen Stöckelschuhen in das Geschäft schritt. Sie wirkte noch schüchterner, fast peinlich berührt, als sie mich sah. Vielleicht, weil wir fast gleichaltrig waren? Elisabeth stellte sich neben die mannshohe Glasvitrine, legte ihre Arme eng an ihren Körper und sah zu Boden. Während ich den Blick nicht von ihr lassen konnte. Mein Vater übrigens auch nicht, während er auf Herrn von Achtheim zuging und ihn wie seinen besten Kunden begrüßte. „Mein verehrter Herr von Achtheim. Wie schön, sie mal wieder hier begrüßen zu dürfen. Was kann ich heute für sie tun?" Mit der Frage reichte er ihm auch gleich die Hand hinterher. „Lieber Herr Kramer, sie können bestimmt sehr viel für mich tun", antwortete der verarmte Adlige würdevoll. „Heute Abend hat Frau von Landberg zu einer kleinen Pokerrunde eingeladen. Eine weitere Dame und 2 Herren aus dem Stadtrat werden die Runde komplettieren. Die Einsätze sind limitiert. Also kein nennenswertes Risiko." Herr von Achtheim legte eine kurze Pause ein. Um dann weniger würdevoll sein Anliegen vorzutragen. „Ich möchte natürlich unbedingt die Einladung der Frau von Landberg annehmen. Eine Ablehnung würde sie zutiefst beleidigen. Nur leider bin ich derzeit nicht liquide." ...
     „Ich verstehe, Herr von Achtheim", ging mein alter Herr geflissentlich auf den finanziellen Notstand seines Kunden ein. „Ich denke schon, ihnen helfen zu können." Dabei warf er Elisabeth einen vielsagenden Blick zu. Mir wurde schlagartig klar, dass mein Vater mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit diesem Mädchen seinen sogenannten Spaß hatte. Und wieder haben wollte. „Das freut mich, mein lieber Herr Kramer. Das freut mich wirklich. Ich wusste, dass ich mich wie immer auf sie verlassen kann. Wie ich sehe, haben sie einen neuen Mitarbeiter", fügte er mit einem hoheitsvollen, um nicht zu sagen, arroganten Blick an. Der Mann war mir vom ersten Augenblick an höchst zuwider. Diesmal klärte ich den Sachverhalt auf. „Ich bin kein neuer Mitarbeiter. Sondern der neue Inhaber, wenn mein Vater in den wohlverdienten Ruhestand geht", antwortete ich mit gleicher Arroganz. Er schien meine Missbilligung verstanden zu haben. „Nun denn, Herr Kramer. Dann gratuliere ich ihnen zu ihrem Sohn. Er wird ihr Geschäft sicherlich in ihrem Interesse weiterführen. Ich hoffe natürlich, dass sie sich mit dem Ruhestand noch ein wenig Zeit lassen", lachte er und klopfte meinem Vater jovial auf die Schulter. "Immerhin stehen sie doch noch in Saft und Kraft. Wie mir meine Tochter Lisa bestätigt hat." Mein Vater und ich sahen uns schweigend an. Ich war sprachlos und musste verdauen, was ich gerade gehört habe. Lisa stand während der Unterhaltung regungslos neben der Vitrine und knetete unruhig ihre ...
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