1. Die Pfandleihe


    Datum: 16.10.2018, Kategorien: Erstes Mal Autor: bySkorpion57

    Achtheim verhält sich das etwas anders." Mein Vater stocherte in seinem Wortschatz, um die richtige Worte zu finden. „Er hat schon einen Pfand. Eine sehr schönes Pfand sogar", druckste er herum. Dabei zerdrückte er eine Kartoffel in der dunklen Soße. „Kannst du deutlicher werden?" „Martin, du weißt, dass Diskretion in unserem Geschäft die oberste Devise ist. Herr von Achtheim verlangt die doppelte Portion. Du musst mir versprechen, dass niemals jemand erfährt, welchen Pfand Herr von Achtheim uns überlässt!" „Papa, das ich ein sehr pauschales Versprechen. Ich werde es trotzdem halten. Versprochen." Ich hatte keine Ahnung, worauf der Alte hinaus wollte. Und noch weniger Ahnung, worauf ich mich gerade einließ. „Gut. So sei es." Damit war für meinen Vater dieses Thema bei Tisch erledigt. Wir aßen die Teller leer und gingen in den Laden zurück. Der Nachmittag verlief, wie erwartet, sehr hektisch. Vater und ich haben nebeneinander hinter dem Tresen gestanden. Wir haben Pfänder angenommen und andere gegen Bezahlung ausgehändigt. Wir haben Schmuck und Kunstgegenstände bewertet und Zertifikate erstellt. Ob diese Bewertungen und Zertifikate einer Prüfung durch einen vereidigten Sachverständigen stand gehalten hätten, wage ich zu bezweifeln. Auf dem Papier sah Vaters zweites Standbein jedenfalls immer sehr amtlich aus. Eine halbe Stunde vor Ladenschluss fuhr ein hellblauer Borgward Isabella direkt vor unserem Geschäft vor. Der Blutdruck meines Vaters schien sich augenblicklich zu ...
     erhöhen. Er starrte aus dem Schaufenster und griff dabei nach einem Tuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. So aufgeregt hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. „Herr von Achtheim kommt", flüsterte er heiser. „Warum regt dich das so auf", fragte ich ebenso leise. „Das wirst du gleich sehen", murmelte der Alte, ohne seinen Blick von dem Fahrzeug zu wenden. Nun war auch ich gespannt. Herr von Achtheim ging um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür. Dem Wagen entstieg langsam, fast theatralisch, ein sehr junges Mädchen. Es war bildhübsch. Falls es eine Steigerung von bildhübsch gibt, dann wäre auch diese zutreffend. Die dichten, blond gelockten Haare reichten ihr bis zum Po. Sie hatten etwas mit der Engelsfigur gemein, die zu Weihnachten die Spitze unseres Baumes zierte. Das Gesicht mit den großen Augen, der geraden Nase und den vollen Lippen; der schmale Körper und die langen, schlanken Beine vervollständigten den Eindruck, einen Engel vor mir zu sehen. Als wäre es so gewollt, passte auch ihr weißes Kleid in das Gesamtbild. Nur die Flügel fehlten noch. „Papa, wer ist das?" flüsterte ich fast ehrfürchtig. „Das ist Elisabeth, die Tochter und das Pfand des Herrn von Achtheim", antwortete mein Vater, ohne dabei eine Miene zu verziehen. „Was? Das Mädchen ist sein Pfand", schüttelte ich ungläubig den Kopf. Mir fiel augenblicklich Julia und ihr Körper als Pfand ein. „Papa, das Mädchen ist doch höchstens ...." „Sohn, ich weis nicht, wie alt sie ist und will es auch nicht ...
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