1. Die Pfandleihe


    Datum: 16.10.2018, Kategorien: Erstes Mal Autor: bySkorpion57

    DAS PFANDHAUS. Seit einigen Jahren betreibe ich ein Leihhaus in einer Großstadt. Den Laden habe ich von meinem Vater übernommen, der ihn jahrzehntelang sehr erfolgreich geführt hat. Mein Vater hatte mir schon früh sein Geschäftsprinzip eingetrichtert. „Junge, wer dringend Geld braucht, ist auch bereit, alles dafür zugeben, um es zu bekommen. Manche Leute klauen Handtaschen, bescheißen alte Omas oder überfallen Taxifahrer. Oder verscherbeln halt ihr Tafelsilber. Wenn du es geschickt anstellt, bekommst du Viel für wenig Einsatz." Vater gab mir nach jeder Belehrung einen Klaps auf den Hinterkopf. Der ja angeblich das Denkvermögen fördern soll. Ich brauchte nicht lange, um zu lernen, wie mein alter Herr den Laden führte. Immer getreu seinem Prinzip, wenig zu geben und viel zu nehmen, hat er seine Kunden übers Ohr gehauen, dass es mir schon manchmal peinlich war. „Junge, du solltest deine Skrupel abwerfen. Jeder, der seinen Kram zu uns bringt, will uns bescheißen. Du brauchst ihnen nur zu vermitteln, dass sie es geschafft haben. Dann sind sie zufrieden". „Ja, Papa. Ich merke es mir." Das war keine Floskel. Während meine Schulfreunde die Nachmittage auf dem Bolzplatz verbrachten, zog ich es vor, meinem Vater bei seiner Arbeit zuzusehen und dabei zu lernen. „Ich freue mich, dass dich das Geschäft so interessiert. Ich möchte, dass du den Laden schon bald von mir übernimmst. Er wird dir eine sichere Zukunft bieten. Und nebenbei auch noch viel Spaß." Ich stutzte. „Spaß? Was meinst du ...
     mit Spaß? Macht es dir Spaß, die Leute übers Ohr zu hauen." „Das auch. Aber man hat noch mehr Spaß in diesem Geschäft. Du wirst schon sehen", tat er geheimnisvoll. Das mein Vater noch an anderen Dingen als dem Geld zählen Spaß haben könnte, erschien mir zumindest als sehr zweifelhaft. Das dem dennoch so war, sollte ich schon am nächsten Tag erfahren. Wie gewöhnlich standen wir hinter dem Tresen, sortierten die Leihgüter und legten sie nach dem Datum geordnet in den großen Tresor. Wohl wissend, dass die wenigsten Gegenstände rechtzeitig vor einer Versteigerung ausgelöst würden. Was meinem Vater nur recht war. Mein Vater hielt plötzlich in seiner Tätigkeit inne und sah aus dem großen Schaufenster auf die Straße. Er drehte sich mir zu und legte in gänzlich ungewohnter Manier seine Hand auf meine Schulter. Er sah mit tief in die Augen. „Mein Junge, ich denke, du bist inzwischen alt genug, um zu erfahren, was ich unter Spaß verstehe", sagte er in fast feierlichen Ton. Ich sah meinen Vater fragend an. „Was meinst du damit, Papa?" „Siehst du den Mercedes, der gerade vorgefahren ist?" „Ja Papa. Das ist ein Mercedes 190 SL Cabriolet. . Ein wunderschönes Auto. Was ist mit ihm?" „Mit dem Auto ist nichts. Achte auf die Frau, die gleich aussteigen wird. Und sag mir schnell, ob sie dir gefällt." Mein Blick wanderte von meinem Vater zu dem Auto. Und wieder zurück. Mein nächster Blick wurde von der Frau gefesselt, die jetzt aus dem Auto stieg. Ein schier endlos langes Bein wurde aus dem Auto ...
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