Medi-R42 / 02
Datum: 04.09.2017,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie,
Autor: bykeinAutor
Schmerzen bewiesen, dass es bittere Realität war. Sie musste sich eingestehen, dass Jeff tot war. Die Trauer, die sie bei diesem Gedanken empfand, ließ sie verstehen, dass sie mehr für ihn empfunden hatte, als sich eingestehen wollte. Nun war es zu spät. Thor kümmerte sich um alles. Sie würden die Erde erreichen. Sina würde den Dienst quittieren und ihr Studium beginnen. Und alles vergessen, was geschehen war. Ängstlich lauschte sie aus ihrem Versteck auf näher kommende Schritte, die ihr sagten, dass es vorbei war. Jedoch hörte sie nur das Pochen ihres eigenen Blutes in den Ohren. Eine halbe Ewigkeit schien vergangen zu sein, als plötzlich eine Computerstimme aus den Lautsprechern schnarrte: „Countdown zur Abtrennung der Kommandoeinheit beginnt. X minus drei Minuten." Verständnislos hörte Sina die Worte, die nur langsam in ihr Bewusstsein sickerten. Was geschah hier? Sie wusste zwar, dass die Quartiere und Frachträume im Grunde nur Container waren, die an einen Schlepper angekoppelt waren. Was für einen Sinn hätte es, die Verbindung während des Flugs aufzutrennen? Etwas Unvorhergesehenes musste geschehen sein, wenn der Käpt'n ein solches Manöver einleitete. Wenn Thor ihm von dem frei herumlaufenden Krebbs berichtet hatte, wollte der Käpt'n den Alien vielleicht hier einschließen. Ihr dämmerte, dass dies bedeutete, dass auch sie hier festsaß. Thor hatte ihr zwar gesagt, sie solle warten. Aber das würde sie nicht aushalten. Nicht ohne einen anderen Menschen. Nicht nach all ...
dem, was geschehen war. Sie wollte nicht alleine bleiben. Panisch sprang sie auf. Das Laken eng um sich gewickelt hetzte sie auf den Flur hinaus und wandte sich in Richtung der Durchgangsluke zum Cockpit. Sie musste es erreichen, bevor sich das Schott schloss. Den Arm sah sie als Erstes. Thors Prothese lag abgerissen mitten im Flur. Ein paar Meter weiter fand sie den Leichnam. Die Größe der Blutlache, die sich rings um Thor ausgebreitet hatte, sagte ihr, dass sie nichts mehr für ihn tun konnte. Sie kämpfte ihre aufkommende Übelkeit nieder und schob sich mit dem Rücken an der Wand an der grausigen Szene vorbei, sorgsam darauf bedacht, nicht mit dem Blut in Berührung zu kommen. Erst als sie weiter lief, bemerkte sie die roten Spuren nackter Füße, die in die gleiche Richtung führten, die auch sie eingeschlagen hatte. Kurz zögerte sie, doch der Computercountdown zählte unerbittlich weiter. Sie hasste sich dafür, dass sie floh, aber was könnte sie denn sonst tun? Sie würde es nicht ertragen, alleine zurück zu bleiben. Also rannte sie los. Sie hechtete geradezu durch das Schott. Vor ihr stand die Tür zum Cockpit einen Spalt offen. Sie konnte hindurch den Käpt'n sehen, der angeschnallt auf seinem Pilotensitz saß, den Kopf auf die Brust gesunken, als ob er schliefe. Sina stoppte abrupt. Glasklare Gewissheit erfüllte sie, was sie vorfinden würde. Als die Cockpittür aufschwang und der Krebbs hervortrat, war Sina nicht mehr überrascht. Schleichend kehrte die Furcht vor dem Fremden zurück. ...