1. Kitja 01: Neue Beobachtungen


    Datum: 23.09.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: bykeinAutor

    vermutlich das kleinere Übel, weiter bei ihren Eltern zu bleiben, wo sie sich zumindest gelegentlich um die Arbeit drücken konnte. Wenn sie alleine einen Mann versorgen müsste, wäre sie von früh bis spät damit beschäftigt. Und noch dazu müsste sie alleine auf dem Markt verkaufen, was er herstellte, bis sie irgendwann selbst eine große Tochter hatte, die ihr helfen könnte, bis diese erwachsen wäre und einen von Kitja ausgesuchten Mann heiraten würde. Ach, das Leben war todlangweilig und einfach unfair. Die Männer bekamen, wenn sie aus ihrem Elternhaus auszogen, ein eigenes Haus und eine Frau. Und was bekamen die Frauen? Nichts. Kitja konnte sich keinen Grund vorstellen, wozu ein Ehemann gut sein sollte. Da war zwar das mit dem Kinderkriegen, das - soweit sie verstand - nur funktionierte, wenn man verheiratet war. Ihre Mutter hatte aber auf Kitjas Fragen dazu nur vage Andeutungen gemacht. Also hatte sie versucht, von ihren gleichaltrigen Freundinnen etwas darüber zu erfahren, musste aber feststellen, dass die ebenso wenig davon verstanden, wie sie selbst. Insgesamt, beschloss sie, konnte sie sehr gut auf einen Mann verzichten. Derweil nutzte Kitja die gebotene Chance, aus dem Trott des Alltags und der Kontrolle ihrer Mutter zu entkommen, und huschte tiefer in den Wald. Ihr Volk war von Natur aus geschickt und konnte sich so leise und geheim bewegen, dass selbst wilde Tiere sie nicht bemerkten, bis sie in deren unmittelbarer Näher waren. Daher war Kitja sicher, dass niemand ...
     sie sah oder hörte, während sie von Baum zu Baum schlich. Schon gar kein Mensch, denn die waren zwar groß und kräftig, aber ebenso ungeschlacht und dumm. Kitja ging davon aus, dass sie einem der Großen zwischen den Beinen hindurch schlüpfen könnte, ohne dass er auch nur merkte, dass sie da gewesen war. Ihr Ziel war eine Lichtung, von der sie aufgeschnappt hatte, dass dort ein Wirtshaus stand, das angeblich nur Erwachsene betreten durften. Zum einen schien ihr ein solcher Ort eine willkommene Abwechslung von dem ewig gleichen Feilschen und Handeln der Markttage zu bieten. Und andererseits war sie schließlich erwachsen, also konnte ihr niemand verbieten, dorthin zu gehen. Weshalb sie dennoch heimlich wie ein Schatten auf der Suche nach dem Gasthaus durch den Wald geisterte, anstatt einfach jemanden nach dem Weg zu fragen, wusste sie selbst nicht. Als sie schließlich helles Tageslicht durch die Bäume vor sich schimmern sah, bewegte sie sich noch vorsichtiger und kauerte sich zuletzt hinter die Büsche, die am Rande der Lichtung wuchsen, um einen Blick auf das große Haus zu werfen, das dort stand, ohne selbst gesehen zu werden. Es war einstöckig aus grauen Steinen errichtet und sein Dach war mit Schilf gedeckt. Die Mauer war nur von ein paar kleinen Fenstern und einer schmalen Tür durchbrochen. Ihrer Höhe nach zu urteilen war das Gebäude vornehmlich für Menschen errichtet worden. Vermutlich blickte sie auf die Rückseite, denn obwohl sie zahlreiche Stimmen, Gelächter und das Klirren ...
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