Die Praktikantin
Datum: 21.07.2018,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
Zwar sollte mich das schon interessieren, weil es mich ja direkt betreffen könnte. Früher hätte ich alles unternommen, um möglichst genau zu erfahren, was uns erwartet. Ich bin nämlich immer gerne auf das vorbereitet, was auf mich zukommt. Aber in meiner jetzigen Situation ist mir scheißegal ob so eine komische Trulla sich hier wichtigmachen will. Ich hatte noch nie von einer Tochter des Chefs gehört. Wo kommt die denn auf einmal her? "Haben Sie davon gehört, dass die Tochter des Chefs unseren Bereich übernehmen will?", platzt Herr Grüner am Vormittag in mein Büro. "Ja und?", kann ich da nur recht lapidar antworten, denn mein Interesse hält sich ja wirklich in Grenzen und mein Verhältnis zu meinem Vorgesetzten ist immer noch angespannt. "Was bedeutet das dann für uns?", ist er ganz aufgeregt. "Sie bekommen eine Vorgesetzte und ich werde weiterarbeiten wie bisher auch.", sage ich trocken. "Und wenn die alles umkrempelt? Was denken Sie?", meint er recht besorgt. "Ich habe keine Zeit zu denken. Ohne Vera komme ich vor Arbeit ja nicht mehr dazu.", gebe ich trocken zurück. "Dann hätten Sie die Praktikantin nicht vögeln dürfen.", meint er gemein, "Wo ist sie denn jetzt?" "Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.", brumme ich. "Und jetzt machen Sie mich dafür verantwortlich?", spielt er den Unschuldigen. "Wen denn sonst? Wären sie nicht so bigott, dann wäre alles gut.", antworte ich fast trotzig und gehe davon. Er will zwar noch etwas erwidern, aber ich lasse mich auf keine weitere ...
Diskussion ein. Ja, ich mache ihn dafür verantwortlich und ich wünsche ihm jeden Tag die Pest und alle anderen Gebrechen an den Hals, die es auf dieser Welt gibt. Aber das macht die Sache auch nicht besser. Zu Mittag stochere ich nur unwillig in meinem Essen herum. Ich habe in diesen paar Tagen sicher etwas abgenommen, auch wenn ich vorher schon nicht dick war. Ich habe einfach keinen Hunger. Mir fehlt Vera! Und wie sie mir fehlt! Gegen 14 Uhr finden sich dann alle von der Abteilung Marketing und Verkauf im großen Konferenzraum ein. Ich setze mich ganz hinten in einen Stuhl. Mich interessiert die ganze Sache nicht besonders. Ich will einfach meine Ruhe haben. Mein Gott, so viel wird sich für mich dann auch nicht ändern. Kann schon sein, dass sich die Tante einmischt, aber auch sie werde ich schon noch zurechtbiegen. Das ist mir mit Grüner ja auch gelungen. Er hingegen wird sich schon mehr Gedanken machen müssen. Ich kenne meine Arbeit und ich bringe meine Leistung. Aber er, er ist meiner Ansicht nach völlig überflüssig. Er könnte jederzeit wegrationalisiert werden und keiner würde es merken, höchstens die Personalabteilung weil sie eine Position weniger zu bearbeiten haben. Alle sind in den Konferenzraum gekommen und die Versammlung beginnt. Alle haben Platz genommen und ich kauere, wie schon erwähnt, ganz hinten in meiner letzten Reihe in meinem Sessel. Als vorne die Tür aufgeht und der Chef hereinkommt, springen alle auf. Nur ich nicht. Ich bin hinter einer Mauer aus Kollegen ...