1. Die Praktikantin


    Datum: 21.07.2018, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    und Worten. Während ich die beiden in der Wand sichere, sichert Vera das Seil, an dem Manfred hängt. "Habt Ihr die Bergrettung verständigt?", erkundigt sich Vera. "Nein, nein, das haben wir nicht.", gibt einer der beiden nach mehrfachem Nachfragen ganz leise von sich. Ich nehme mein Handy zur Hand und wähle den Notruf. Der Mann in der Zentrale erklärt mir, dass kein Hubschrauber frei wäre und die Bergrettung erst im Ort starten müsste. Das würde natürlich dauern. Als ich Vera das erkläre, nimmt sie mir das Handy aus der Hand und spricht selbst mit dem Mann am anderen Ende der Verbindung. Am Ende ihrer Verhandlungen hat sie einen Hubschrauber der Finanzwache ohne Bergretter aufgetrieben. Sie will selbst zum Verunglückten absteigen und die Bergung mit Seilwinde vornehmen. Zunächst war der Mann am Telefon wenig von Veras Idee begeistert. Erst nachdem sie ihm klar gemacht hat, dass sie selbst bei der Bergrettung ist und, dass der Verletzte ohnmächtig ist und dringend Hilfe braucht, gibt er nach. "Du darfst mich jetzt bei einem Rettungseinsatz unterstützen. Ich muss mich zum Verletzten abseilen. Sicherst Du mich und hältst eventuell den Kontakt zum Hubschrauber?", meint sie zu mir. "Soll nicht ich absteigen?", frage ich Vera. "Ich bin leichter und ich mache das nicht zum ersten Mal. Besser ich steige ab.", entscheidet sie rasch und ist wieder die Entschlossene, die alles im Griff hat. "Aber das ist der Typ von gestern.", warne ich sie. "Das spielt jetzt keine Rolle.", kontert sie. ...
     Sie bereitet alles für ihren Abstieg zum Verletzten vor. Es ist ganz schön schwierig, da wir erst neue Haken zur Sicherung in der Felswand verankern müssen. Warum musste der Idiot auch von der Normalroute abweichen? Aber jetzt ist es halt so. Mit gekonnten Griffen und gut aufeinander abgestimmt bereiten wir alles Erforderliche vor. "Halt mich fest.", grinst sie und gibt mir einen zärtlichen Kuss. Dann klinkt sich Vera im Seil ein und beginnt den Abstieg. Ich habe den Eindruck, ihre Aufforderung, sie festzuhalten, bezieht sich nicht nur auf den Moment. Aber mir bleibt keine Zeit, sie zu fragen, wie sie das meint, denn sie hat sich schon drei Meter in Richtung des Verletzten abgeseilt. Die Rettungsaktion hat also begonnen. "Scheiße, das Seil hat sich in einer Spalte verklemmt. Ich muss mich kurz aushängen.", ruft sie mir von unten her zu. "Spinnst Du? Bleib angeseilt!", reagiere ich emotional. "Anders geht es aber nicht.", antwortet sie gelassen. "Aber das ist zu gefährlich. Da geht es 200 Meter senkrecht hinunter.", kommt in mir langsam Panik auf. Aber Vera kümmert sich nicht um meine Einwände. Sie klinkt den Karabiner tatsächlich aus und klettert ungesichert etwas zur Seite. Nun hat sie den nötigen Platz, um das Seil aus der kleinen Spalte im Fels zu befreien, in dem es sich verkeilt hat. Sie nimmt das Seil und will den Karabiner wieder einhängen. Genau in diesem Moment rutscht sie ganz plötzlich gut einen Meter ab. Mir fällt das Herz in die Hose. Scheiße, ich habe es ihr ja ...
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