1. Die Praktikantin


    Datum: 21.07.2018, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    öfters?", frage ich, als wir uns etwas ausruhen. "In letzter Zeit nicht mehr so viel. Aber früher war ich sogar bei der Bergrettung in Garmisch.", erzählt sie mir, als sei das ganz normal. "Bei der Bergrettung? Ist das nicht heftig?", frage ich überrascht nach. "Nun ja, wenn Du einen Schwerverletzten oder einen Toten bergen musst, dann ist das manchmal ganz schön berührend. Aber in diesen Momenten musst Du die Gefühle ausblenden und Dich nur noch auf die Arbeit konzentrieren. Nachher ist immer noch Zeit zum Nachdenken.", antwortet sie ernst. Ich sehe ihr an, dass es da auch Momente gegeben haben muss, an die sie sich nicht gerade gern zurückerinnert. Offenbar hat sie schon so manchen Einsatz gehabt, der nicht einfach war. Aber als würde sie die düsteren Gedanken abschütteln, kommt plötzlich ein Lächeln auf ihre Lippen. "Aber es ist andererseits auch schön, wenn Du Menschen helfen kannst, die sich in einer Notlage befinden. Das ist nicht immer leicht, denn sie haben Panik. Aber nachher sind sie dafür umso dankbarer." Es ist herrlich hier oben. Die Berge liegen uns zu Füßen, die Sonne wärmt uns, ist aber nicht heiß. Wir machen eine Viertelstunde Pause, trinken aus unseren Wasserflaschen, hinterlassen einen Eintrag im Gipfelbuch und machen uns dann an den Abstieg. "Wir hätten noch Zeit, auch die kleine Zinne zu besteigen, wenn wir flink sind.", sage ich mehr zu mir als zu Vera. "Du hast Recht. Wenn Deine Kondition reicht, könnten wir das echt versuchen.", antwortet Vera zu ...
     meiner Überraschung. Erneut muss ich staunen, denn Vera scheint wirklich gut in Form zu sein. Auch der Abstieg geht recht schnell, denn Vera ist äußerst geschickt. Jeder Handgriff sitzt und ich stelle zu meiner Freude fest, dass wir ein sehr gut eingespieltes Team sind. Obwohl wir heute zum ersten Mal zusammen klettern, verstehen wir uns schon perfekt. Gegen Ende des Abstieges macht mich Vera auf zwei Gestalten aufmerksam, die wenige Seillängen über dem Einstieg offenbar reglos in der Wand hängen. Wir beeilen uns noch etwas mehr und erreichen die beiden schon nach wenigen Minuten. Jetzt erkenne ich die beiden als die zwei Typen, die uns gestern nach dem Verlassen der Pizzeria angepöbelt haben. Vom Rädelsführer fehlt aber jede Spur. "Was macht ihr hier?", frage ich die beiden, da ich sie als erster erreiche. "Manfred hängt dort unten in der Wand.", stottert einer der beiden. Man sieht ihm an, dass er unter Schock steht. Er ist blass wie ein Leintuch und zittert am ganzen Körper. Inzwischen hat uns auch Vera erreicht. Wir versuchen uns kurz einen Überblick über die Situation zu machen. Tatsächlich hängt der Typ, der Vera gestern so angepöbelt hat, bewusstlos etwa zehn Meter hinter einem Felsrücken. Im ersten Moment hätte man ihn gar nicht gesehen. Er scheint etwas von der Normalroute abgekommen zu sein und dort den Halt verloren zu haben. Die beiden haben zwar den Fall bremsen können, sind aber nicht mehr in der Lage zu reagieren. Vera und ich verständigen uns mit wenigen Zeichen ...
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