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Pfarrhaus 01
Datum: 20.09.2017, Kategorien: Transen Autor: byGesa
um die Bahnfahrkarte für Hin- und Rückfahrt vom Rhein nach Berlin zu kaufen. Ich war verwundert, ihn zum ersten Mal ganz ohne jegliche Hinweise auf seine Existenz als Priester zu sehen. Er trug noch nicht einmal mehr das obligatorische Kreuz als Halskette. Er lächelte milde, als er meine Verwunderung wahrnahm. „Es wäre nicht angebracht, wenn ich als erkennbarer Priester mit Dir zusammen einen Travestiekünstler besuche, solange Du als Chormitglied wahrnehmbar bist. Es gibt zu viele dumme Zufälle, wo man erkannt werden kann..." Diese Heimlichtuerei war zwar verständlich, aber wenn er gewusst hätte, dass das Resultat der Grenzkontrollen natürlich an den Hauptmann Wiesler weitergemeldet werden würden, dann hätte er das wohl nicht so ausgedrückt, denn das war kein dummer Zufall. Natürlich konnte und wollte ich ihm das nicht sagen, aber er tat mir das erste Mal leid, weil mir klar wurde, dass auch er in der Zukunft durch Wiesler erpressbar sein würde. Sobald ich mit ihm in einem Haushalt zusammenleben würde, wäre er bei einem Anruf durch die Stasi in einer schwierigen Situation. Aber da konnte ich ihm nicht helfen. Mein Ziel war es, selber aus der Erpressbarkeit herauszukommen -- und das war nur gegeben, wenn Major Müller innerhalb der nächsten Monate meine Mutter aus der DDR herausschaffen konnte. Alles andere war erst einmal nebensächlich. Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen