Pfarrhaus 01
Datum: 20.09.2017,
Kategorien:
Transen
Autor: byGesa
ausgerechnet die größeren Druckmittel von Wiesler ihm in diesem Fall zum Nachteil gereichten. Er hatte dem jungen Mann in Aussicht gestellt, seine Mutter in drei bis sechs Monaten ausschleusen zu lassen, wenn er brav seine Rolle spielen würde. Der Plan für die fernere Zukunft war ebenso einfach. Sobald die Mutter des Burschen aus der SBZ heraus war, würde er zwar ein wichtiges Druckmittel verlieren, aber ein weiteres dazugewinnen. Er hatte ihm zwar erzählt, dass er frei sein würde, sobald seine Mutter im westlichen Ausland sei. Dann könnte er rebellieren, aber für seine Ausbildung müsste er selber sorgen. Was er ihm nicht gesagt hatte, war sein zukünftiges Druckmittel. Denn sobald es soweit war, dann konnte er auch dem unerfahrenen Burschen subtil mit einer Anzeige nach § 175 drohen. Aber dass musste wohl überlegt sein, diese Drohung mit dieser Peitsche konnte auch zu einer ungewollten Kurzschlussreaktion bei Georg führen, die das Zuckerbrot einer Anstellung als Chorleiter an einer öffentlich subventionierten Bühne zunichtemachen würde. Georg Maria hat ziemliche Probleme Ich machte mir nach dem Gespräch mit dem Major nur wenig Hoffnung darüber, dass ich irgendwie in den nächsten Monaten aus der Situation aussteigen könnte. Peter Mueller hatte es klar und drastisch ausgedrückt, dass der Stasi mir keinen Ausweg lassen würde im Hinblick auf den Einstieg als Haushälterin. Meine Mutter befand sich noch immer in der Reichweite der Erpresser. Danach hatte ich nach seiner Meinung ...
nur zwei Optionen -- ein schnelles Ende mit großem Schrecken oder ein langsameres Ende mit kleinerem Schrecken. Bei dem schnellen Ende müsste ich mich rebellisch genug zeigen gegenüber dem Pater, so dass dieser nach kurzer Zeit genug von mir als Haushälterin hatte. Der Stasi würde mir danach zwar die Hölle heiß machen und mich garantiert in die DDR zurückrufen wollen, aber er hätte dann kein Druckmittel mehr. Der MAD würde mich gegen eine Entführung durch die Stasi schützen, aber um eine Ausbildung für mich müsste ich mich kümmern. Wenn ich mich hingegen aktiv um eine positive Ausfüllung der Rolle als Haushälterin bei dem Pater bemühen würde, dann würde ich nach zwei bis vier Jahren vom Stasi inaktiviert werden. Das weitere Plus daran sei, dass ich während dieser Zeit eine vernünftige Musikausbildung bekommen könnte, wenn ich es geschickt anstellen würde. Das ‚geschickt anstellen' war aber ein Problem an sich. Es hörte sich so harmlos an, aber es hieß, dem Pater während all dieser Jahre zur Verfügung zu stehen in allen Hinsichten. Und alle meinte auch die sexuelle, daran hatte der Major keinen Zweifel gelassen. Er war sogar so weit gegangen, es mir zu empfehlen, die Situation aktiv anzunehmen und damit dafür zu sorgen, dass ich die Laufbahn eines Kirchenmusikers nach dieser Zeit einschlagen konnte. Die Ausbildung konnte mir dann keiner mehr nehmen - und wenn ich in vier Jahren die Prüfung bestanden hätte, dann würde er mir auch eine Anstellung an einer Bühne garantieren können. ...