Anita und wir Episode 06.3
Datum: 06.03.2018,
Kategorien:
Transen
Autor: byPhiroEpsilon
vorzufinden, oder keinen von ihnen. Stattdessen sah ich eine einzelne Gestalt in einem Kleid auf dem Sofa liegen, die einen Reader — Mamas, der Farbe nach zu urteilen — in der Hand hielt. Ich schlich mich näher und warf einen Blick auf sie. Wenn man wusste, dass "sie" eigentlich ein Kerl war, dann konnte man es schon sehen. Sie war ziemlich knochig gebaut, fast dünner als ich. Andererseits hatte sie Haare auf dem Kopf, die einfach traumhaft waren. Ich lugte über ihre Schulter, und dann stöhnte ich auf, als ich erkannte,was sie am Lesen war. Sie schoss hoch, hätte mich beinahe umgerannt. Sie blickte mich panikerfüllt an wie eine Gazelle im Naturfernsehen, wenn sie den Löwen sieht. "Hallo", sagte ich, und versuchte so viel Wärme wie nur ging, in das Wort hineinzulegen. "Ich bin Kathi. Du musst Lisa sein." "Ich ... äh ..." Immer noch Gazelle. Jetzt suchte sie panisch nach einem Fluchtweg. Ich warf mich auf das Sofa. "Sag bitte nicht, dass du auch 'Das Burgfräulein' für den Gipfel deutscher Literatur hältst wie Mama." "Ich ... äh ..." Etwas entspannter, nun, da ich keine direkte Bedrohung mehr darstellte. "Nicht wirklich. Es ist ... äh ..." "Erregend? Aufheizend? Erektierend? Ich kann das ja nicht wissen, ich bin ja noch ein kleines Kind." Schmollmund von mir, erleichtertes Auflachen von ihr. Sie streckte die Hand aus. Ich griff danach und schüttelte sie. "Ja", sagte sie, und setzte sich auch auf das Sofa, die Beine geschlossen, das Kleid vorsichtig glattgestrichen. "Ich bin ...
Lisa, die 'Neue', die 'Transe', die dir 'deine Eltern wegnehmen' will." "Oh shit! Habe ich das wirklich alles gesagt?" "Laut Vanessa nicht nur einmal." "Okay", sagte ich, "ich entschuldige mich offiziell. Im Notfall auch nochmal in Anwesenheit des versammelten Elterngerichts." Sie lächelte sehr seltsam. "Nicht ganz so hastig. Laura hat gemeint, man könne mit dir —" sie malte Gänsefüßchen in die Luft "— 'fast wie mit einem Erwachsenen' reden." Ich schoss hoch, holte Luft ... und ließ mich wieder aufs Sofa fallen. "Q. E. D.", murmelte ich. "Was?" "Was zu beweisen war." Sie hatte immer noch dieses Lächeln drauf. "Wusstest du etwa, dass ich so reagieren würde?" Sie holte doch glatt einen Zettel aus einer Tasche ihres Kleides und las vor. "Sie wird aufspringen und tief Luft holen. Wenn sie sich dann wieder setzt, ohne dich anzuschreien, hast du schon fast gewonnen." Die letzte Hälfte des Satzes war fast unverständlich, weil sie nur noch gluckste. Ich versuchte mich zu beherrschen, doch dann begann ich zu kichern. Mama kannte mich wirklich viel zu gut. Ich atmete Bauch. Ein. Aus. Such deine Mitte. "Okay. Ich höre zu." "Also wie unter Erwachsenen üblich, möchte ich dir sagen, wie deine ... äh ..." "Beleidigungen", soufflierte ich ihr. "... Aussagen bei mir angekommen sind. Also A: Die Neue. Ja, bin ich. Das war Frank vor drei Wochen, und er hat Laura vor einer Woche geheiratet. Wer weiß, wer in einem Monat der, die oder das Neue ist? B: Transe. Ja, bin ich auch. Es ist ein Schimpfwort, ...