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Ina
Datum: 11.02.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bybumsfidel
geschützt vor weiterem Hagel, der immer dichter und dicker wird. Er kommt zum Waldrand. Niemand zu sehen. Wohin mit dem Sack, den er inzwischen als seine Beute betrachtet? Was ist überhaupt drinnen? Er öffnet und findet - Pfeffer! Endlich mal kein Müll! Ihm fällt der Baum am Waschplatz ein. Dort im Geäst, dort würde bestimmt niemand suchen. Ajith marschiert los und versteckt sein frisch 'erworbenes' Vermögen. Die nächsten Wochen verbringt er damit, seinen Schatz zu trocknen und immer wieder neu zu verstecken. Schließlich hat er zwar einen kleinen Sack haltbarer Pfefferkörner, aber weit und breit keinen Abnehmer. Pfeffer alleine macht auch nicht glücklich, solange man sich nichts dafür kaufen kann. 3) Devagiri, 15. Oktober 1255 Vikramadityas II. war gestorben, das Chaluka-Reich zerfiel. Die einstigen Vasallen der Chalukya, die Yavada, gewannen die Oberhand. Der Sultan von Devagiri wurde zusammen mit seinen Söhnen geköpft, seine Frau vom neuen Sultan vergewaltigt und versklavt, seine Töchter den Soldaten zur Belustigung überlassen. Nur Ina, seine dritte Tochter und gerade 19 geworden, konnte durch Zufall dem Massaker entkommen. Sie hatte vor drei Monaten Prinz Jadoo aus dem Norden geheiratet und ist auf dem Weg zum ersten Besuch ihrer Eltern in Devagiri, als das Unheil beginnt. Ina sieht von weitem Rauch aufsteigen, dort wo der kleine Palast ihrer Eltern stehen sollte. Böses ahnend lässt sie die Kutsche anhalten und befiehlt dem Kutscher sich mitsamt dem Gefährt im Wald zu ...
verstecken. Zusammen mit ihrer Zofe Hirkani macht sie sich zu Fuß auf den Weg, geschickt jeden Kontakt mit Menschen meidend. So erreichen sie Devagiri bei Einbruch der Dunkelheit. "Zieh Dich aus, wir wechseln die Kleidung", befiehlt Ina ihrer Zofe. "Ich gehe allein weiter und schaue, was los ist. Du wartest hier." Ina ist eine unerschrockene junge Frau. In der Kleidung ihrer Zofe schleicht sie an den siegestrunkenen Wachen vorbei in die kleine Stadt. Der Palast ihrer Eltern existiert nicht mehr. Vor den rauchenden Ruinen sind Pfähle in den Boden gerammt. An den Pfählen sind die Körper ihres Vaters und ihrer Brüder gebunden, die abgeschlagenen Köpfe aufgespießt. Ina unterdrückt mühsam ein lautes Schluchzen und kotzt in den Staub. Sie schleicht sich wieder zurück, nicht ohne der ersten betrunkenen Wache, über die sie fast stolpert, das Schwert abzunehmen und ihr die Kehle mit einem kräftigen Schnitt von einem Ohr zum anderen durchzuschneiden. Vier weitere Soldaten ereilt das gleiche Schicksal. Ina kann sehr böse werden, wenn man sie ärgert. Bei Hirkani angekommen berichtet sie schluchzend: "Mein Vater ist Tod, meine Brüder auch, alle aufgespießt wie Schaschlik. Von Mutter und den Schwestern habe ich nichts gesehen, vermutlich wurden sie verschleppt und werden gerade von den Horden vergewaltigt!" Hirkani schweigt entsetzt, als Ina fortfährt: "Das bedeutet, ich bin mittellos. Mein Mann wird mich verstoßen, umbringen, verkaufen, was weiß ich. Meine Mitgift ist verwirkt. Andere ...