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Ina
Datum: 11.02.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bybumsfidel
der Mutter kniete sich auf das Bett und Vater kniete hinter ihr und stieß rhythmisch mit seinem Becken vor. Mit einem zweifachen "Uaaah" fielen die Schatten auf das Bett und für den Rest der Nacht war Ruhe. Nur Großvaters Stroh raschelte noch kurz. An jenem Morgen nach seiner Tracht Prügel hatte Ajith seine älteste Schwester gefragt, wo denn nun eigentlich sein Verbrechen lag. Wenn die Geschichte mit dem Blitz schon nicht stimmte, vielleicht irrten sich ja seine Eltern und seine Tat war gar nicht so schlimm. Auch Eltern sind ja schließlich nicht unfehlbar. Sie hatte ihm dann versucht zu erklären, dass es ein Unterschied war, ob die Frau zur Familie gehörte, oder eine Fremde war. "Quatsch! Wieso das denn? Hier gibt es doch überhaupt keine fremden Frauen. Ich kenne Euch alle schon seit meiner Geburt." Ajith versuchte seiner Schwester mit männlicher Logik zu erklären, warum er doch eigentlich gar nichts angestellt hatte. "Du möchtest doch auch nicht, dass Deine Mutter oder ich von jedem Fremden begafft werden, oder?" Typisch Frau, die hört nicht zu. Ich hab doch gerade gesagt, ich bin nicht fremd. Diese blöde Tabugrenze am Bach ergab keinen Sinn. Bestimmt war sie eine Erfindung der Männer, die sich vorm Waschen drücken wollten. Das hätte er verstanden. Aber für etwas bestraft zu werden, was eh jedes Kind wusste, das war einfach nur albern und ungerecht. Ajiths Hirn kehrt langsam zurück zu seinem aktuellen Problem. 'Pfeffer', denkt Ajith wieder, 'So jeden Tag ein paar Körner ...
in die Hosentasche stecken, das kann ja wohl keiner merken. Meine paar Rupien ein wenig aufbessern.' Je nach Standpunkt des Betrachters entwickelt Ajith gerade erste kriminelle Energie oder er erfindet eine Art sozialer Gerechtigkeit. 'Wie soll ich denn sonst unsere Kinder ernähren?' Ja, Kinder wollte er und seine Braut auch. Sofort nach der Hochzeit wollten sie mit der Produktion beginnen. Die Machart schien doch sehr angenehm zu sein, zumindest wenn man sah, was seine Eltern da an Spaß bei hatten. Alle Achtung. In dem Alter! Die nächsten Tage quält er sich weiter mit diesen Gedanken. Pfeffer wird langsam zur Manie. Dann kommt, wie meist in aussichtslosen Fällen, der Zufall zu Hilfe. An diesem Morgen ist es schwül. Jetzt, gegen Mittag, trübt die Sonne sich ein. Ein Gewitter kündigt sich an, womöglich kehrt der Monsun zurück. Alle rechnen damit, noch bis zum Abend weiter arbeiten zu können, da bricht plötzlich die Hölle los. Schlagartig wird es dunkel, dicke Hagelkörner prasseln herab. Die Arbeiter flüchten zum nahen Waldrand und Ajith hinterher. Er kann kaum die Hand vor Augen sehen. Die Hagelkörner prasseln auf seine Hände, die er schützend über den Kopf gelegt hat. Plötzlich stolpert er, fliegt der Länge nach hin, wird von oben bis unten eingesaut. "Verdammt! Ich seh ja aus wie Dreckschwein in Kruste", flucht er. Er rappelt sich auf die aufgeschürften Knie. Ein halb voller Sack liegt im Weg. Er greift ihn, ohne weiter nachzudenken, legt ihn sich über den Kopf. So ist er ...