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Ina
Datum: 11.02.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bybumsfidel
sich ihre Spur endgültig. Ganesh besorgt ihr die nötige Männerkleidung, Hirkani schneidet ihr mal wieder die Haare und macht sie als Mann zurecht. Der große Busen wird mit einem Tuch umwickelt und zusammengepresst. Der Kapitän ist zufrieden und lässt sie als Koch Liem (sie nennt sich so wie der Stallbursche) an Bord. Schlafen muss sie halt in der Kombüse, was aber bei diesen Passagierschiffen nicht unüblich ist und nicht weiter auffällt. Mangels anderer Gelegenheiten freundet sich Inas Möse auf der Reise mit einigen Küchenutensilien an. In Konstantinopel lässt sie sich ihre Heuer auszahlen und will gerade von Bord, als Kapitän Samir sie kurz in seine Kabine bittet. "Liam, oder soll ich besser Ina sagen, ich möchte Dir erst einmal danken. Dein Essen war so gut, so zufriedene Passagiere hatten wir schon lange nicht mehr. Ich wollte Dir sagen, dass ich das Schiff verkaufen werde. Mit dem Erlös möchte ich dann in Konstantinopel ebenfalls einen Gasthof eröffnen, so wie Deine Freunde in Indien. Ich denke, die haben mich damit auf eine gute Idee gebracht." "Und warum erzählen Sie mir das alles?" "Ich möchte Dir ein Angebot machen: Du hast hier so gute Arbeit geleistet, ich würde Dich gerne als Koch übernehmen. Ich hab genug Startkapital nach dem Verkauf des Schiffes, um einen ordentlichen Laden aufmachen zu können. Ich suche allerdings noch zuverlässiges Personal und Du wärst schon mal ein guter Anfang." Ina ist verblüfft über dieses Angebot. Eine so lange Rede hat Samir noch nie ...
gehalten, ja im Grunde haben sie nicht viele Worte miteinander gewechselt. So kommt das Angebot für sie echt überraschend. "Kapitän Samir, zuerst möchte ich mich für das Kompliment bedanken. Ihr Angebot aber muss ich leider ablehnen. Ich trage mich selbst mit dem Gedanken, in Konstantinopel einen Gasthof zu eröffnen." "Aber dann wären wir ja Konkurrenten!", sagt Samir leicht vor Ärger errötend. "Außerdem, woher willst Du denn das Geld nehmen?", lacht er siegesgewiss. Nachdenklich erwidert Ina: "Weißt Du Samir", ließ sie das Herr Kapitän einfach weg, "ich hab ebenfalls etwas Kapital. Wir probieren es einfach aus. Zusammen brauchen wir uns keine Bruchbude zu kaufen, sondern können ein ordentliches Haus aufmachen. Wir machen einen gemeinsamen Geschäftsvertrag vor einem Richter mit allem Drum und Dran. Einverstanden?" Samir hat sich was anderes erhofft, aber Inas Vorschlag hört sich auch nicht schlecht an. "Einverstanden." Samir verkauft das Schiff, Ina macht ihre restliche Beute zu Geld und beide ziehen in getrennte Zimmer im Gasthof am Hafen. Dann machen sie sich auf die Suche nach geeigneten Räumen oder Häusern. Nachdem Jahre zuvor die Kreuzfahrer Konstantinopel in Trümmer gelegt hatten, war es rasend schnell wieder aufgebaut worden. Der Ort war ein heilloses Durcheinander verschiedener Völker und Kulturen. Nur, für jeden Bereich war die nötige Infrastruktur längst wieder vorhanden. Ina und Samir waren schlicht zu spät gekommen. "Hier macht es keinen Sinn", eröffnet Samir eines ...