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Ina
Datum: 11.02.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bybumsfidel
Tages enttäuscht die Debatte. "Hast Du einen besseren Vorschlag?" "Nein, auf Anhieb nicht. Lass uns einfach noch ein paar Tage hier bleiben und uns umhören." Ina ist immer noch als Mann verkleidet, da eine Frau bei Geschäftsverhandlungen nichts zu suchen gehabt hätte. So färbt sie weiterhin ihr kurzes Haar und läuft in Männerkleidung herum. Samir hat fast vergessen, dass sie in Wirklichkeit eine Frau ist, was Ina etwas schade findet, da sie langsam Gefallen an diesem grobschlächtigen Kapitän findet. Als sie bei ihm anheuerte, war er überhaupt nicht nach ihrem Geschmack. Groß, stämmig, mit wilden Haaren und noch wilderem Bart machte er einen ungepflegten Eindruck, der durch seinen penetranten Schweißgeruch noch verstärkt wurde. Jetzt an Land hatte sie Samir jedoch von einer anderen Seite kennengelernt. Er stutzte sich seinen wilden Bart, wusch sich täglich und wechselte sogar wöchentlich die Wäsche. So sah er ganz akzeptabel aus und bei Ina machten sich die Hormone verdächtig bemerkbar. Missmutig fragte sie sich, wann sie denn endlich ihre Verkleidung würde ablegen können, um ihm zu zeigen, dass sie eine Frau war. 'Und was für eine!', dachte sie selbstbewusst. Es dauert dann fast drei Wochen, bis der entscheidende Tipp kommt. Auf dem Markt hören sie ein Gespräch zwischen Händler und Kunden, bei dem es um eine Stadt im Landesinneren geht, Ikonion. Der Kunde wundert sich über die fantastische Entwicklung, die Konstantinopel genommen hat und beklagt dabei die miese Situation in ...
seiner Heimatstadt. Seit Barbarossa vor mehr als 100 Jahren dort alles zerstört habe, sei nicht viel passiert. Besonders die wenigen Gasthäuser wären in miserablem Zustand. Niemand würde sich die Mühe machen, die Dächer abzudichten und die Kloaken zu reinigen, denn mangels sauberer Alternativen kämen die Kunden auch so. Das ist genau das, was Ina und Samir gesucht haben. Dort ein nettes sauberes Haus zu eröffnen, das müsste doch eine Goldgrube werden! Sie holen sich Erkundigungen ein, wo dieses Ikonion überhaupt liegt und stellen fest, dass es eine größere aufstrebende Stadt im Inneren des Seldschuckenreiches ist. Die berühmten Göreme-Felsen liegen nur zwei Tagesreisen entfernt, sodass viele Pilger auf ihrem Weg durch Ikonion dort haltmachen müssen. Es ist eine mehrwöchige Reise, die Ina und Samir da antreten. Obwohl es viel einfacher wäre, beschließen sie, sich keiner Karawane anzuschließen. Karawanen kommen langsam voran, sind teuer und bieten oft eine trügerische Sicherheit. Klar, auf den ersten Blick ist man weniger Wegelagerern ausgesetzt, aber weiß man, ob der Karawanenführer einen nicht selbst ausraubt oder sogar mit den Wegelagerern zusammenarbeitet? So beschließen sie, sich ihre Barschaften in die Kleidung einzunähen und mit so wenig Hab und Gut wie möglich auf den Weg zu machen. Zwei Esel tragen dabei sie und das wenige Gepäck. Zu ihrem Glück kommt niemand auf die Idee, bei diesen abgezehrten Reisenden Reichtümer zu vermuten, und so werden sie in Ruhe gelassen. Ina ...