Sklaven 09
Datum: 06.12.2017,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byAldebaran66
Alles wurde vorbereitet, ein großes Feuer in der Mitte des Vorplatzes angelegt und man wartete auf die Dunkelheit. Immerhin waren Geister dafür bekannt, besonders gerne in der Nacht zu erscheinen. So kam man besser an sie heran. Ich sah mir alles von meinem Zimmer aus an und amüsierte mich auf meine Weise. Weniger begeistert war ich davon, dass sie für das Feuer mein geschlagenes Brennholz nahmen. So verringerten sich die Vorräte. Aber mir sollte es Recht sein. Am Abend wurde das Feuer entfacht und Jim trat mit einer Rassel in den Händen auf den Platz. Die Menschen um das Feuer herum begannen zuerst leise zu singen, wurden aber schneller etwas lauter. Zudem gesellten sich die tiefen Töne einiger Trommeln, die sie sich gemacht hatten. Jim hatte einen großen Becher in der Hand und nahm einen tiefen Schluck, reichte ihn dann weiter an die sitzenden, die sich nicht lumpen ließen. Auch wenn sie vielleicht nicht an Geister glauben, den Geist des Alkohols kannten sie genau. Wieder und wieder ging der Becher herum, wurde erneut gefüllt und geleert. Auch Jim nahm den einen oder anderen Schluck und tanzte schon wenig später um das Feuer. Dabei hob er immer wieder die Rassel und schrie dabei seltsame Worte in die Nacht, die ich nicht verstand. Wahrscheinlich auch die anderen nicht. Aber das spielte keine Rolle. Jim verstand sich sehr gut darauf, eine gute Show abzuliefern. Ob er es ernst meinte oder nur so tat, konnte ich nicht unterscheiden. Für mich sah es zumindest recht ...
eindrucksvoll aus. Mehrere Stunden lang ging es so und ich bewunderte die Ausdauer der Menschen. Sie sangen weiter in ihrem monotonen Singsang und wirkte sich sogar auf mich aus. Ich wurde müde, legte mich einen Moment hin und träumte von den Geistern, die ich gerufen hatte. Doch irgendwann wachte ich wieder auf, wusste nicht sofort warum. Erst als ich merkte, dass sie Musik verstummt war, war es mir klar. Ich stand noch einmal auf und sah hinaus. Ich weiß ja nicht, ob schwarze Menschen Alkohol weniger gut abkönnen als Weiße oder ob sie zu lange nichts mehr bekommen hatten. Sicher war nur, dass es sie wortwörtlich umgehauen hatte. Sie lagen im Hof mehr oder weniger übereinander und schliefen ihren Rausch aus. Ein wirklich seltsames Bild und mir kam in den Sinn, dass ich jetzt eigentlich die Chance hatte zu fliehen. Aber da ich mir nicht sicher war, dass es wirklich alle erwischt hatte, brachte mich auf den Boden der Tatsache zurück. Einmal davon abgesehen waren Mutter und Clarice nicht so gut unterwegs wie ich. Also ließ ich es. Gerade als ich mich umdrehen wollte, glaubte ich einen Schatten oder einen Bewegung abseits erkannt zu haben. Doch ich konnte mich auch getäuscht haben. Trotzdem blieb ich noch einen Moment am Fenster stehen. Auf einmal hob einer der Betrunkenen einen Arm und fasste sich an den Hals. Dann fiel der Arm wieder kraftlos zurück. Wahrscheinlich das letzte Mal. Dieses Schauspiel wiederholte sich noch fünf Mal und es traf genau die, die dem Schatten am nächsten lagen. ...