1. HomoLepus 06


    Datum: 30.11.2017, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAldebaran66

    denn sie hatte eine Sehschwäche, die sie geradezu am Buch kleben ließ. Nur Zentimeter war ihr Kopf von den Seiten entfernt und ich fragte mich so manches Mal, warum sie keine Brille trug. Wahrscheinlich Eitelkeit, nur so konnte ich es mir erklären. Irgendwann klappte sie dann ihre Bücher zu und erhob sich gähnend von ihrem Stuhl. Dann umrundete sie den Tisch, gab mir wie schon einmal ein Küsschen auf die Nasenspitze und verschwand schlurfend aus der Küche. Ich blieb noch einen Moment sitzen, denn ich wollte noch etwas erarbeiten, mit dem ich noch nicht fertig geworden war. Also versenkte ich meine Gedanken wieder in der Lektüre, die vor mir lag oder meine Augen überflogen die Zeilen auf dem Bildschirm meines Laptops. Die Zeit verging rasend schnell. Kaum hatte ich mich mit dem Thema beschäftigt, waren schon wieder zwei Stunden vergangen und ich erschrak fast, als ich wieder zur Uhr schaute. Die Zeit war an mir vorbei geflogen und verschwand in der Vergangenheit. Jetzt musste ich mich fast von meinem tun losreißen, denn es war wirklich schon spät oder besser gesagt früh geworden. Endlich klappte auch ich meine Bücher zu und verließ müde die Küche. Vorsichtig machte ich die verschlossene Schlafzimmertür auf und schlüpfte leise in das dahinter herrschende Dunkel. Dann schloss ich hinter mir die Tür und blieb erst einmal einen Augenblick stehen, um mich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Einige Sekunden später konnte ich schon ein paar Konturen erkennen und tastete mich ...
     langsam weiter zum Bett vor. Hier blieb ich noch einmal stehen und übersah die ganze Situation, denn Anna lag etwas unvorteilhaft. Zumindest für mich war es etwas schwierig. War das Bett doch eigentlich groß genug, so hatte Anna es geschafft, es fast für sich alleine in Anspruch zu nehmen. Sie lag mehr quer als längs auf der Matratze und deckte durch diese Liegeweise etwa dreiviertel des vorhandenen Platzes ab. Wenn sie so liegen blieb, dann würde mir nur noch am Rand ein wenig Platz übrig bleiben. Gerade so viel, dass ich nicht herunterfallen würde. Also setzte ich mich zuerst nur auf den Rand der Matratze und drehte mich dann langsam so hin, dass ich mich nach hinten sinken lassen konnte. Erst als mein Oberkörper lag, zog ich die Beine nach und lag endlich, wenn auch relativ unbequem, auf der Unterlage. Anna hatte von alle dem nicht viel mitbekommen, zumindest zeigte sie keinerlei Reaktion, sondern schlief mit regelmäßigen und tiefen Atemzügen weiter, die man in der Stille des Zimmers recht gut hören konnte. Also lag ich direkt an der Kante der Matratze und blieb wach, da ich befürchtete tatsächlich herunterzufallen. Um dem entgegen zu wirken, beschloss ich Anna zumindest etwas zur Seite zu schieben. Zu diesem Zweck drehte ich mich ein wenig auf der Stelle und stützte mich dann auf einen Arm ab. Da sich meine Augen inzwischen vollkommen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich mir ein genaues Bild von der Situation machen. Annas Kopf und Rücken lagen zu einer Hälfte auf ...
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