1. HomoLepus 06


    Datum: 30.11.2017, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAldebaran66

    Diesmal allerdings war es ein Lächeln, was ich als freundlich empfand. Vielleicht hatte ich in der Nacht auch nur schlecht gesehen, immerhin war es dunkel gewesen. Dann brachte ich sie noch an die Wohnungstür, vor der die Tasche stand, die sie in der Nacht mitgebracht hatte. Anna nahm sie, drehte sich noch einmal zu mir um, gab mir wie gewohnt ein Küsschen auf die Nasenspitze und verließ die Wohnung. Dann stand ich noch an der Tür, bis sie aus dem Flur verschwand. Ich ging zurück in die Küche, setzte mich auf einen Stuhl und fragte mich, was ich tun konnte, bis ich abgeholt wurde. Viel fiel mir dazu nicht ein. Meine Wechselfelle waren fertig und aufs Lernen konnte ich mich nicht konzentrieren, das war mir sofort klar. Also ging ich ins Wohnzimmer, machte mir den Fernseher an und sah mir diverse Sendungen, an die ich nicht hätte sehen müssen. Überhaupt kam mir das Medium Fernsehen immer langweiliger vor. Hatte ich vor langer Zeit noch stundenlang davor sitzen können, so war das inzwischen vollkommen anders. Es war einfach nur langweilig. Immer die gleichen Themen. Themen, die sich immer um die Grundbedürfnisse der Menschen drehten. Oder anders gesagt, Sex und Geld im speziellen und weitesten Sinne. Vielleicht noch etwas Gewalt dazu und schon hatte man den Cocktail, der die Menschen dazu veranlasste, wie gespannt auf die Mattscheibe zu starren. Mich ödete es einfach nur an. Wenn es das war, was die meisten Menschen sehen wollte, dann stand es wirklich schlecht um die Art ...
     Mensch. Auf der anderen Seite konnte man damit einen Großteil der Bevölkerung befriedigen. Mehr verlangten sie nicht. Aber das war eine ganz andere Sache. Ging mich nichts an, denn ich war anders als sie. Das konnte man ohne Zweifel bereits an meinem Äußeren erkennen und das war auch gut so. Zum angegebenen Zeitpunkt begab ich mich wieder nach unten und stand wartend hinter der Tür. Leider blieb es diesmal nicht unentdeckt. Einer der anderen Bewohner des Hauses kam die Treppe herunter, um seinen Briefkasten zu leeren. Er sah mich irgendwie feindselig an. Zumindest verriet sein Gesichtsausdruck nichts Gutes. Er drängelte sich nur an mir vorbei, gab mir dabei noch einen unnötigen Stoß in die Rippen und öffnete seinen Kasten. Als er ihn geleert hatte, verschloss er ihn relativ geräuschvoll und sah mich von unten herauf einmal an. Dann murmelte er sich etwas in den Bart, was sich anhörte wie „Freak" und „nicht in unserem Haus"! Dies war das Letzte, was ich von ihm hörte, denn schon war er auf der wieder auf der Treppe verschwunden. Irgendwo im Haus knallte wenig später eine Tür, dann war alles wieder ruhig. Kapitel 15 Zum Glück kam schon eine Minute später der Wagen. Diesmal fuhren wir wieder zum Anwesen und ich war irgendwie erleichtert, als ich davor ausstieg. Hier war ich frei, konnte mich bewegen, wie ich wollte, ohne irgendwo anzuecken. Kein Mensch machte sich über mich lustig oder war mir gar feindlich gesinnt. Wenn mich jemand gefragt hätte, ob ich hier wohnen möchte, dann hätte ...
«12...111213...24»