1. You And Me against the World Ch. 06


    Datum: 21.11.2017, Kategorien: Schwule Autor: bygaldranorn

    vor einer surrealen Seenlandschaft. Im Vordergrund kauerte eine dunkle, kopflose Person mit einem fies grinsenden Kürbis unterm linken Arm, aus dem zähes Blut hervorquoll. Der Kopflose drohte dem Betrachter mit einem schmalen Dolch, während im linken oberen Rand der Skizze ein noch farbloser Vollmond aufging. Doch heute Abend kam er nicht mehr dazu, den Stift wieder anzusetzen. Im selben Moment, da stumpfe Bleistiftmiene raues Papier berührte, ging ein markerschütternder Schrei durch den Flur von Station B6. Jona zuckte fürchterlich zusammen und ließ dabei seinen Bleistift fallen. Außer ihm hielt sich nur Ville im Gemeinschaftsraum auf, der vor dem Kamin in einem Sessel herumlungerte und irgendeinen Schundroman verschlang. Seit der Sache mit dem Keller war Jona ihm aus dem Weg gegangen und hatte getan, als gäbe es Ville gar nicht. Es grenzte wirklich hart an Selbstgeißelung. Ganz zu schweigen von der Beherrschung, die ihn das kostete. Aber das war Jona allemale lieber, als Ville damit zu konfrontieren, was er herausgefunden hatte. Jona wusste nämlich, wer ihm da die Nacht im Keller versüßt hatte, die er Ville und seiner schamlos ausgelebten Hinterlistigkeit verdankte. Und diesen Joker, war Jona fest entschlossen, würde er nicht so leicht verspielen. Für einen Herzschlag kreuzten sich ihre Blicke, als Ville nun genauso alarmiert aufsprang wie Jona. Alles Ungesagte zwischen ihnen schwelte. Fest entschlossen, dem Drängen in seiner Brust nicht nachzugeben, wandte Jona den ...
     Blick als Erster ab. Die beiden erklärten Erzrivalen erreichten gleichzeitig die Tür, stießen sich gegenseitig aus dem Weg und stürmten dann auf den Flur. Weit mussten sie allerdings gar nicht hasten. Vielleicht fünf Schritte vom Gemeinschaftsraum entfernt hockte jemand in einer dunklen Lache. Beim Näherkommen erkannte Jona auch, wer: Mona zitterte unablässig und schluchzte dabei besinnungslos, während sie den regungslosen Körpern in ihren Armen fest an sich presste. Sie saß in einem See aus noch warmem Blut, aber das schien ihr egal zu sein. Oder, ganz absurd, sie nahm es einfach gar nicht wahr. Ihr leerer Blick war auf irgendetwas in weiter Ferne gerichtet, das vermutlich niemand außer ihr selbst sehen konnte. Ihre Lippen stammelten stumme Worte. Ville und Jona tauschten einen erschütterten Blick. Doch während Ville stocksteif verharrte, gab Jona sich einen Ruck und kam dem Mädchen ohne zu zögern näher. Mona bemerkte ihn gar nicht. Erst, als er den unverzeihlichen Frevel begehen und den leblosen Körper aus ihrem Klammergriff lösen wollte, richtete sie den ausdruckslosen Blick auf ihn. Fast flehend schüttelte sie den Kopf. Aus ihren weit aufgerissenen Augen tropften konstant dicke Tränen, die ihr das Gesicht und den Hals hinunterliefen. In dem Moment bemerkte Jona den langen Schnitt unterhalb des Adamsapfels von der Person, die Mona so verzweifelt an sich drückte. Unablässig quoll dunkles Blut aus der tiefen Wunde hervor. Erklärte zumindest die Blutlache. Lähmendes Entsetzen ...
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