In der Nähe so fern
Datum: 14.06.2019,
Kategorien:
Verschiedene Rassen
Autor: byAuden James
frisch und flott, und zutiefst berauschend. Behutsam lösten sie sich. »Wie ist's dir ergangen?« Paul atmete aufgeregt, die Hände tief in seine Gesäßtaschen gegraben. »Gut.« Ihr gelang ein schwaches Lächeln. »Das klingt nicht sehr überzeugend«, sagte er, die Augenbrauen hochgezogen. Sie gingen in Richtung ihrer Fakultät. »Paul, weiß deine Familie, dass du hier bist?«, platzte Aiko heraus. Beinahe hätte er gestöhnt. »Nein. Aber ich habe ihnen erzählt, dass ich für ein paar Tage weggehen und dass ich zurückkehren werde.« »Paul – sie werden krank vor Sorge um dich sein. Du solltest sie zumindest anrufen, wirklich, und ihnen sagen, dass du hier bist.« »Werde ich, werde ich, keine Sorge.« »Wirklich, Paul, dann würde ich mich viel besser fühlen.« »Schön«, jammerte er, als er sein Telephon hervorholte und einen kurzen Text tippte. »Da. Ich hab's meiner Schwester gesagt. Zufrieden?« »Danke«, murmelte Aiko kopfschüttelnd. »Bist du sicher, dass du okay bist?«, fragte er, die Anspannung legte sich auf seine Stimme. »Mir geht's gut«, sagte sie. »Nur lass uns dich zuerst ins Wohnheim bringen, damit ich meine Kurse besuchen kann. Ich werde zu spät kommen.«* Paul setzte seinen Seesack ans Fußende von Aikos Bett. »Ich meine, es ist doch okay für dich, wenn ich eine Weile hier bleibe, oder?« »Klar, ist kein Problem. Ich wollte nur sichergehen, dass deine Eltern wissen, wo du bist.« Aiko flitzte durch den Raum und sammelte Skizzen und Abzüge ein und stopfte sie in ihren Rucksack. »Weißt du, wie ...
lange du bleiben wirst?« Er lächelte matt. »Ich weiß nicht. Ich habe nicht so weit vorausgedacht.« Ein kleiner Sorgenknoten zurrte sich in ihrer Brust fest. Sie blieb stehen, um ihm ins Gesicht zu sehen. »Paul, wir wissen beide, dass deine Eltern bereits aufgebracht sind, weil du das College versäumst.« Sein Kiefer spannte sich an, stumm für einen langen Augenblick. »Nun, deshalb bin ich hergekommen«, sagte er ruhig. »Ich dachte mir, ich könnte herkommen und ein paar Dinge ins Reine bringen.« »Also dann, gut«, sagte Aiko. »Wenn ich für ein paar Kursstunden verschwinde, wirst du keine Schwierigkeiten machen, solange ich weg bin?« Paul zeigte ein äußerst verführerisches Grinsen. »Herrgott, ich bin achtzehn. Ich kann auf mich aufpassen.« * Zweieinhalb Stunden später zog Aiko eine halbleere Flasche Jim Beam aus dem Tiefkühler, dann legte sie ihre Schlüssel auf der Arbeitsplatte ab. Da sie keine Tumbler hatte, nahm sie ein kleines Saftglas aus der Spülmaschine und füllte es bis oben hin voll. Sie trottete mit ihrem Glas Whiskey und Rucksack in ihr Zimmer. Paul hockte am Bettrand, still lesend im gedämpften Lichtschein der Tischlampe. Seine Silhouette war unerträglich reizvoll. »Bleib so«, sagte Aiko. Sie setzte das Glas ab und zog ihre analoge Kamera aus dem Rucksack. Sie zielte, fokussierte die Linse, bannte dann das Bild auf Film. Zufrieden nahm sie das Glas wieder auf und begab sich zum Bett. Aiko stellte die Kamera auf den Nachttisch, dann das Glas. Sein feuchter Boden formte ...