In der Nähe so fern
Datum: 14.06.2019,
Kategorien:
Verschiedene Rassen
Autor: byAuden James
verbringen. Zwei Jahre meines Lebens: verloren. Die Tatsache, dass ich über die Trennung nicht mal weinen kann, ist eine Beschämung. Das Ganze ist völlig sinnlos gewesen. Aiko hielt inne, schrieb dann weiter.Mein einziger Trost ist die Tatsache, dass ich A genauso benutzte, wie er mich benutzte. Ich sorgte dafür, dass er es wusste, und er tut's. Ich bin sicher, er weiß auch, dass ich seine Arbeiten hasse. Er weiß, er war nur gut für den Fick. Sie schlug das Tagebuch zu und warf es auf den Nachttisch, als wäre sie von heftigem Ekel erfasst. Zwei Wochen waren seit ihrer Rückkehr ins Wohnheim in Providence vergangen. Sie hasste sich selbst dafür, die Einträge auf diese Weise fortzusetzen, aber sie nagten an ihrer Hirnmasse, wenn sie sie nicht herausließ. Vielleicht war das ihre Art der Trauer, dachte sie. Jeder Buchstabe war eine Träne, die zu vergießen sie nicht über sich bringen konnte, aber ziemlich leicht zu Papier zu bringen war. Aiko betrachtete ihren kleinen Schlafraum, erleichtert dessen einziger Bewohner zu sein. Sie konnte ihre Zimmergenossin in der Küche das Frühstück vorbereiten hören. Es musste sein. Sie wappnete sich und stand auf, um ihre Sachen für den Unterricht einzusammeln. Ihr Telephon surrte. Sie schob es auf und wurde mit einer Nachricht von Hannah konfrontiert.Paul ist von zu Hause weg, heute Morgen, ich vermute, um dich zu finden. Ruf mich an, falls du ihn siehst. Sie starrte ausdruckslos auf den Bildschirm. Die Ereignisse an jenem Abend vor drei Wochen ...
fluteten wieder über sie mit voller Wucht. Sie setzte sich zurück aufs Bett, das Telephon in der Hand gegen ihre Brust gepresst. Ein unbegreifliches Bündnis aus Freude und Entsetzen fiel über ihre Gedanken her.Ich bin nicht bereit. Sie seufzte.Ich kann das nicht! Wie aufs Stichwort regte sich ihr Telephon erneut, laut klingelnd an ihrer Brust. Sie zitterte vor Schreck. »… Paul?« »Jepp, der bin ich!« Seine unbeschwerte Stimme brachte sie völlig durcheinander. »Wo – wo bist du?« »In einem Bus, der Providence ansteuert.« Sie fühlte sich benommen. »Wann wirst du hier sein?« »Ähm, so ungefähr in fünfzehn Minuten? Ich denke, wir steigen aus an der – 50 Exchange Terrace.« »Okay, bleibe genau dort, wenn du aussteigst, und ich komme dich holen.« Aikos Herz schlug wild in ihrer Brust. »Ist okay, sage mir einfach, welchen Weg ich einschlagen soll, und wir können uns auf halber Strecke treffen«, versicherte er ihr. »Hm … gehe die Washingtoner in Richtung Fluss und ich komme und treffe dich dort.« »Alles klar, bis gleich.« Er legte auf.* Sie trafen sich auf der Brücke in der Nähe der Uferseite, auf der sich ihre Fakultät befand. Er trug dunkelblaue Jeans und ein graues T-Hemd, ein kleiner blauer Seesack hing ihm tief über die Schulter. Er hastete zu ihr, sowie er den ersten Blick auf sie erhaschte. Sie kamen einander bis auf einen Fuß weit nahe, doch in diesem Augenblick konnten sie nicht entscheiden, ob sie sich umarmen sollten. Sie umarmten sich trotzdem. Aiko atmete seinen Duft – er war ...