1. In der Nähe so fern


    Datum: 14.06.2019, Kategorien: Verschiedene Rassen Autor: byAuden James

    ein nasses Siegel auf der Tischoberfläche. Sie erstarrte. Paul schloss das Tagebuch in seinen beiden großen Händen. Er hielt es wie einen schweren Stein zwischen den Knien. Eine übelkeiterregende, ohrenzerreißende Stille füllte den Raum zwischen ihnen. Aikos Eingeweide krampften zusammen, während sie ihn stier ansah. Sein Blick haftete an seinen Händen. »Wer ist ›A‹«, stieß er schwach hervor, seine Stimme unmerklich brechend. Es war schwerlich eine Frage, vielmehr eine kalte Forderung nach Auskunft. Aiko schauderte beim Klang seiner Stimme, bei dem, was er sagte. Geistesabwesend hob sie eine zitternde Hand, um ihr erhitztes Gesicht zu bedecken. »Er war dieser Typ, den ich in Japan traf.« »Sprichst du noch immer mit ihm?«, fragte Paul finster. »Nein.« Aiko schüttelte schier gewaltsam den Kopf. »Ich habe mich von ihm getrennt, als – als ich herausfand, dass er nur jemanden wollte, der ihn in die Staaten bringt.« Er atmete scharf ein, seine Augen dunkel und unlesbar. Paul nahm das Tagebuch in eine Hand und legte es behutsam neben sich aufs Bett. Obgleich eine Stimme in ihr lauthals protestierte, die das plötzliche Verhör und das Verlangen, sich zu erklären, verurteilte, rief Aiko aus: »Er bedeutet mir nichts!« Er zeigte keine Reaktion.Wie kann er verstehen, dachte sie verzweifelt.Wie kann ich es ihm je verständlich machen? Sie konnte es nicht. Sie stand machtlos vor ihm, ihre Hände zu kleinen erbitterten Fäusten geballt, und betrachtete ihn, wie er regungslos auf ihrem Bett saß. ...
     Paul hielt den Blick abgewandt, seine Miene undurchdringlich. Für eine gefühlte Ewigkeit hielt er den Blick abgewandt, bevor er ihn prompt zu ihr zurückwandte. Mit Entsetzen bemerkte sie unzählbare Emotionen in seinen finsteren Gesichtszügen flimmern und flackern, die Muskeln und Sehnen seines Körpers wie eine Bombe zum Bersten gespannt. Aiko sah ihn aufspringen und seine Hand zurückwerfen, als wollte er auf sie einschlagen. Sie schreckte zusammen. Für einige Augenblicke kam die Zeit zum Stillstand. Sie öffnete ihre Augen, als seine Hände sich um ihre Schultern klammerten, um sie aufs Bett zu schleudern. Sie landete auf der Decke und er war auf ihr, forsch ihre von Panik erfassten Handgelenke über ihrem Haar festhaltend. Seine Augen muteten wie heiße schwarze Kohlen an, als Paul zur Klarstellung, dass sie ihre Hände nicht zu bewegen habe, sie mehrere Male ins Bettzeug zwang. Sie folgte mit den Blicken seinem T-Hemd, das er von sich schälte, inzwischen leicht feucht mit seinem Schweiß, und zu einem dicken, behelfsmäßigen Strick wrang. Rittlings auf ihr sitzend machte er sich daran, ihre Hände zu fesseln. Pauls Finger zitterten sichtlich, als er das Hemd an ihre Handgelenke führte. Aikos Körper unter ihm zitterte noch stärker. Ihre Augen waren fest geschlossen. Pauls Lippen zu einer blassen, straffen Linie zusammengepresst. Seine Brust hievte heftig einige angestrengte Atemzüge. Wortlos setzte er sich auf und warf das eingerollte Hemd zu Boden. »Sieh mich an«, befahl er, seine ...
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