1. Erben und Erben lassen 11


    Datum: 25.05.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen Autor: byRomeoReloaded

    Süchtiger, trinkt es in einem Zug leer, stellt das Glas langsam wieder auf dem Tablett ab, als erwarte er, dass das Spiel weitergeht, dass neue Gestalten auftauchen und neue Grausamkeiten berichten. Erst nach Sekunden der Stille macht er den ersten zaghaften Schritt in Richtung Ausgang, dann den nächsten, zögernd, ungläubig, dann rennt er ohne sich umzusehen vor uns her. Jess und ich haben Mühe, ihm durch den Korridor zu folgen. Offenbar erschrecken ihn unsere Schritte, denn als er im Foyer die Garderobe leer sieht, blickt er sich nur ein einziges Mal kurz um auf der Suche nach seiner Jacke mit seinem Autoschlüssel darin, rennt dann ohne sie weiter durch die Haustür hinaus in die Nacht. Jess folgt ihm, springt in ihre alte Karre, lässt den Motor an. Sofort wechselt Andy die Richtung, verlässt die Straße und schlägt sich ins Gebüsch. Binnen Sekunden ist seine Gestalt zwischen dunklen Zweigen verschwunden. Jess fährt ein Stück die Straße entlang auf der Suche nach ihm, wendet dann und kommt zurück. Sandy und ich erwarten sie im Foyer, Lara ist verschwunden, wohin auch immer. Schweigend stehen wir am Fenster, blicken die wenigen Meter in den Wald hinein, die von der Außenbeleuchtung erhellt werden. „Der Wald ist groß", durchbricht Jess irgendwann die Stille, „da kann er lange und weit laufen. Das Rohypnol wird nicht unbedingt hilfreich sein. ...
     Beruhigungsmittel ermüden, und wer im Schnee einschläft, stellt beim Aufwachen fest, dass er tot ist." „Wir haben ihn zu nichts gezwungen", betone ich. „Er war frei. Er hätte nichts trinken müssen, weder das Rohypnol noch den Whiskey mit Zuckersirup." Denn natürlich hatten wir kein Zyankali besorgt, das grüne Fläschchen war vollkommen harmlos. „Er hätte auch nicht weglaufen müssen", ergänzt Sandy, „Du hast ihm gesagt, dass er frei ist." „Trotzdem wird es einen Prozess geben." Jess ist ruhig. „Aber was immer passiert, wir werden es durchstehen. Jetzt müssen wir wohl die Polizei rufen, eine Vermisstenmeldung abgeben. Ich bin gespannt, wie lange sie brauchen, um herzukommen. Wenn sie überhaupt kommen, bei der Straßenglätte. Es sollte mich jedenfalls sehr wundern, wenn sie ihn noch rechtzeitig finden. Und wenn doch -- ich habe alles auf Video aufgenommen. Das ist kein erstklassiges Geständnis, aber er streitet auch nichts ab." „So oder so -- es ist vorbei." Ich ziehe Sandy an mich. Während Jess telefoniert, blicken wir den Schneeflocken nach, die ungerührt zu Boden sinken. Langsam, gleichmäßig. Und genau so langsam, Schneeflocke für Schneeflocke, verstehen unsere Herzen es, unsere Körper, verstehen wir es wirklich: Es ist vorbei.Zitatnachweis: Alle Stellen in Versmaß stammen aus der Schlegel'schen Übersetzung von W.Shakespeares „Ein Sommernachtstraum", 5. Aufzug. 
«12...6789»