Die Nanny
Datum: 18.05.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
ihnen gestritten, weil ich einfach faul im Garten liegen wollte und mit meinem Freund herummachen wollte. Ich hatte keinen Bock drauf, mit ihnen wandern zu gehen. Zu der Zeit war wandern einfach nicht mehr mein Ding. Was würde ich heute dafür geben, könnte ich mit ihnen noch wandern gehen." "Mach Dir doch keine Vorwürfe." "Sie sind auf einer Bergstraße ins Schleudern geraten und einen Hang hinuntergestürzt. Sie waren alle drei auf der Stelle tot." "Und Du bist am Leben. Machst Du Dir deswegen einen Vorwurf?" "Nein, oder ja, ich weiß es nicht. Dann wäre es aber einfacher für mich, dann wäre ich jetzt auch tot." "Und was wäre dann besser?" "Nichts, aber ich würde mir keine Vorwürfe machen." "Vorwürfe? Wofür? Dass Du nicht tot bist? Das ist doch Blödsinn!" "Sag Du mir nicht, was Blödsinn ist!", fährt sie mich an und schaut mir herausfordernd in die Augen. "Vera, was soll das? Du hättest nicht verhindern können, dass das Auto den Hang hinunterstürzt. Du hättest es nicht aufhalten können. Du hast keine Schuld. Überlebt zu haben, ist keine Schuld!" "Ach ja, ich weiß das ja. Aber trotzdem, es tut so verdammt weh!", gibt sie sich schon wieder versöhnlicher und schmiegt sich wieder fest an mich. "Und es ist ja auch gut, dass es weh tut. Es waren ja die Menschen, die Du am meisten geliebt hast und die sind plötzlich nicht mehr da. Ja, das tut weh!" "War es bei Deiner Frau auch so schmerzhaft?" "Ich habe den Schmerz verdrängt. Ich habe mir eingeredet, ich müsste für meine Kinder da sein ...
und dürfte meinen Schmerz nicht zeigen. Aber ja, es hat verdammt weh getan." "Und ist es bei Dir besser geworden, mit der Zeit?" "Unser Gespräch neulich, hat mir sehr geholfen. Und dafür bin ich Dir sehr dankbar. Es tut noch weh, aber ich habe inzwischen einen Lichtblick, um nach vorne zu schauen." Sie lächelt mich durch die Tränen hindurch an. Vera drückt sich dann wieder fest an mich und macht einen sehr nachdenklichen Eindruck. "Was ist dann aus Dir geworden? Nach dem Unfall, meine ich.", frage ich nach einiger Zeit. "Ich habe zwei Jahre bei meiner Oma gelebt, dann ist auch sie gestorben. Aber zumindest musste ich nicht ins Heim. Danach war ich volljährig und habe ich als Kindermädchen gearbeitet. Eben bei der Familie, von der ich Dir erzählt habe." "Und hast Du mit Deiner Oma über den Verlust Deiner Eltern und Deines Bruders sprechen können?" "Nein, sie war alt und es hat sie wohl genauso mitgenommen, wie mich. Ich habe es einmal versucht, dann ist sie in Tränen ausgebrochen. Von dem Moment an habe ich das Thema nicht mehr angesprochen." "Hattest Du eine Freundin, einen Freund?" "Ich hatte einen Freund. Ich denke, wir waren genau in dem Moment zusammen im Bett, als meine Familie gestorben ist." "Und das hast Du ihm zum Vorwurf gemacht?" "Ja, irgendwie schon.", gibt sie zu und fügt schnell hinzu, "Ja, ich weiß, das war blöd, aber ich konnte nicht anders. Er hat sich dann auch bald aus dem Staub gemacht." "Ich kann Euch beide irgendwie verstehen. Ihr wart damals wohl beide ...