Die Nanny
Datum: 18.05.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
nicht kritisieren. Das würde mir auch nicht zustehen. Sie haben mich angestellt, damit ich mich um Ihre Kinder kümmere und da ist es für mich selbstverständlich, dass ich ganz offen und ehrlich mit Ihnen bin, was die Kinder angeht." Warum komme ich mir nur ertappt vor? Aber meine Reaktion war wirklich überzogen. Sie meint es echt nur gut und hat den Mut es auch offen anzusprechen. Das bewundere ich echt. Aber diese Frau hat eine unglaubliche Art einen im Innersten zu erreichen und manchmal auch zu treffen. Sie hat ja Recht. Aber die Wahrheit ist nicht immer schön. "Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht anfahren." "Keine Sorge, ich halte einiges aus. Und weil wir schon mal dabei sind, so offen miteinander zu reden. Wenn ich ehrlich bin, geht es hier nicht nur um die Kinder, sondern auch um Sie. Sie haben den Tod ihrer Frau noch nicht wirklich verkraftet." "Das habe ich verkraftet.", blocke ich erneut ab. "Sie haben es verdrängt, so wie ich das sehe. Aber das ist etwas ganz anderes. Wenn Sie mit sich selbst ehrlich sind, dann vermissen Sie sie. Sehr sogar! Sie haben noch nicht wirklich loslassen können." "Kann sein, dass Sie Recht haben.", lenke ich erneut ein, "Darüber habe ich noch nie wirklich nachgedacht. Es hat mich auch noch nie jemand so direkt und offen darauf angesprochen." "Entschuldigen Sie, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten. Wirklich nicht! Und es geht mir auch nur um die Kinder." "Sie sind kein oberflächlicher Mensch, das gefällt mir.", gestehe ich ...
Vera. "Nein, bin ich nicht. Das Leben ist viel zu kurz dafür, um nur oberflächlich zu sein.", meint sie nachdenklich. Ich habe den Eindruck, hinter ihrer Weisheit steht auch eine traurige Geschichte. Ich habe einfach das Gefühl, kann aber nicht sagen, warum. Ich will sie jedoch im Moment nicht darauf ansprechen. "Haben Sie niemanden, mit dem Sie offen reden können? Der ehrlich zu Ihnen ist.", meint sie und bringt mich damit zum Schlucken. "Nein, wenn ich nachdenke, eigentlich nicht. Meine Eltern sind schon gestorben und die Eltern von Susanne sprechen kein Wort mehr mit mir. Sie machen mich für den Unfall verantwortlich, weil ich Ihr den Sportwagen gekauft habe, mit dem sie dann verunglückt ist. Susanne hat schnelle Autos geliebt. Aber verdammt, sie war auch eine gute Fahrerin. Sie sind die erste, die mich zum Nachdenken bringt. Und es stimmt, von diesem Tag an habe ich mich in die Arbeit gestürzt und alle meine Freunde vernachlässigt. Ich habe mir eingeredet, ich muss mich um die Kinder kümmern und meiner Arbeit nachgehen. Das sei Aufgabe genug. Das war meine Entschuldigung, niemanden mehr sehen zu müssen.", erkläre ich. "Sie geben sich immer noch ein wenig die Schuld an dem Unfall. Das ist kaum zu übersehen." "Irgendwie schon. Ich habe ihr schließlich den Wagen gekauft." "Und mit einem anderen Wagen hätte es nicht zum Unfall kommen können?" "Doch, aber......" "Was aber? Es war ein Unfall. Er war weder vorhersehbar, noch hatte es etwas mit dem Sportwagen zu tun. Da hat keiner ...