1. Wahlverwandschaften Teil A


    Datum: 05.09.2017, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    ein. Wann kann ich das machen?" Sie verschluckte sich und prustete den Schluck Tee heraus, den sie gerade eben erst genommen hatte. Sie starrte mich überrascht an: „Christian! Was ist passiert, dass du deine Meinung von gestern auf heute geändert hast?" Wenn sie mich ‚Christian' nennt, dann weiß ich, dass sie nicht zum Scherzen aufgelegt ist. Entsprechend vorsichtig antworte ich: „Mama, du hast recht behalten. Ich habe jemanden kennengelernt. Es hat mir klar gemacht, dass ich mich möglichst bald untersuchen lassen muss. Ich möchte nicht darüber reden, wen ich kennen gelernt habe." Mir ist klar, dass Mama sich vermutlich nicht damit zufrieden geben wird, aber ich weiß ja selber noch gar nicht, was da passiert ist in mir. Jetzt überrascht sie mich, als sie einfach nickt und irgendetwas von verstehen murmelt. Das sieht ihr gar nicht ähnlich. Aber sie überrascht mich weiter. „Christian, ich habe mit so etwas ähnlichem für diese Woche gerechnet, als du gestern den kürzeren Rock gewählt hast. Du kannst heute schon einen Termin bei einem Freund in Bonn wahrnehmen, dem ich das allerdings erst für Aschermittwoch angekündigt hatte. Er arbeitet auch mit Kliniken in Frankfurt und Berlin zusammen. Und er ist mir einen Gefallen schuldig." Ihre Stimme klingt so sachlich und alltäglich, als ob das ganz normal wäre. Ich falle bald von dem Stuhl herunter. Aber ich bin ihr auch sehr dankbar, dass sie es so nüchtern aufnimmt und auch erst einmal nicht weiter hinterfragt, weshalb ich meine ...
     Meinung geändert habe. A m späten Vormittag besuchte ich die Praxis in Bonn, nachdem ich mit der 16 von Rodenkirchen nach Bonn gefahren war, und dort zu Fuß in die Stadt ging. Ich kam gleich in ein Behandlungszimmer. Eine Minute später kam eine gelangweilt wirkende Krankenschwester hinein, die mir zuerst Blut abnimmt und mich dann auffordert: „Machen Sie sich ganz frei -- und ziehen das Krankenhaushemd an, bitte. Der Doktor kommt gleich." Er kommt herein, bittet mich auf die Liege und schaltet das Ultraschallgerät ein. Dann schiebt er das Hemd hoch und setzt die Sonde an. Er zieht kurz die Augenbrauen hoch, als er die Abwesenheit von Hoden konstatiert und die mangelnde Ausprägung des Penis. „Sie sind mit einem erworbenen AGS-Syndrom zur Welt gekommen und dann nach der Tumor-Operation nicht weiter behandelt worden?" Ich sah ihn nur verständnislos an. Was redete er da? Ich verstand es einfach nicht. „Herr Doktor, ich bekomme seit fünf Jahren pubertätshemmende Medikamente, weil ich eine Operation in Betracht ziehe. Ich überlege, ob ich mich nicht in eine Frau umwandeln lasse." Das fiel mir weiß Gott nicht leicht, diese Gedanken laut auszusprechen, aber ich musste Klartext reden, sonst nutzte die ganze Untersuchung nichts. Er starrte mich sprachlos an. „Sie wissen schon, dass Sie genetisch eine Frau sind, ja?" Ich fiel aus allen Wolken. Was sagte er da??? Der war doch verrückt -- und das wollte ein Arzt sein? Ich gloderte ihn aufgebracht an: „Herr Doktor -- falls es Ihnen nicht ...
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