Wahlverwandschaften Teil A
Datum: 05.09.2017,
Kategorien:
Transen
Autor: byGesa
Tanzlehrer gehört, aber das immer mehr für einen Spruch gehalten. Bei ihm war es anders: Ich konnte Figuren tanzen, die ich noch nie gelernt hatte, weil er es verstand mich in die korrekte Richtung zu lenken. So langsam begann mir das Tanzen im Paar so richtig Spaß zu machen! Nach einer Weile setzten wir uns hin, aber das Gespräch ging weiter. Als mit einmal rockige Karnevalsmusik erklang, forderte er mich mit einem Lächeln wieder zum Tanzen auf. Er erklärte, dass dies für mich mit meinem Kostüm eine Pflicht sein würde. Es dauerte einen Moment bis ich die Verbindung zwischen Rockmusik und meinem Kostüm begriffen hatte, aber dann lächelte ich belustigt zurück. Es war erstaunlich, was er an Erinnerungsfetzen von meinem länger zurück liegenden Tanzkurs aktivieren konnte. Ich hatte plötzlich die Schrittfolgen von Jive und Rock'n'roll wieder drauf. Es fetzte richtig und ich amüsierte mich prächtig. Das nächste Stück war etwas langsamer. Ich schreckte leise auf, als jemand in meiner Nähe laut zu klatschten begann und mich auffordernd ansah. Ein junger Mann mit einer Augenklappe und einem verwegenen Hut wollte mit mir tanzen! Das war schon überraschend. Noch überraschender war es, als Alex dies freundlich aber bestimmt abwies, ohne mich auch nur zu fragen oder anzublicken. Spontan ärgerte ich mich etwas darüber, aber dann begann ich es auch als Kompliment zu sehen. Ich konnte nicht anders als lächeln, als mir auf einmal der Satz ‚Alex wollte unbedingt mit seinem Mädchen ...
weitertanzen' im Gehirn geschrieben stand, wie aus einem dieser Kitschromane. Es war idiotisch, aber es hatte seine Wirkung. Und es musste wohl etwas dran sein, denn er zog mich enger an sich und seine Hand begann auf meinem Rücken tiefer zu rutschen. Im ersten Moment verfiel ich in eine leichte Panik, aber er sah mich aus seinen Augen so erwartungsvoll an, dass ich es nicht übers Herz brachte ihm zu signalisieren, dass ich irritiert war. Und dann war seine Hand auch auf so eine angenehme Weise warm und lebendig, dass ich es durchaus als angenehm empfand. Ich lächelte ihn einfach an. Das war wohl ein Fehler! In der nächsten Sekunde beugte er sich etwas herunter und gab mir einen Kuss auf die Lippen. Oh mein Gott! Ich sah mich erschreckt um, ob vielleicht jemand aus meiner Clique das mitbekommen hätte oder einer der anderen Leute im Raum, aber keiner schien auch nur die geringste Aufmerksamkeit auf uns zu verschwenden. Dabei war ich doch richtig perplex -- ein Mann hatte mich in aller Öffentlichkeit geküsst! Meine Güte -- ich fühlte mein Gesicht heiß werden! Er sah mich beobachtend an und plötzlich erkannte ich es. Er hatte mich komplett als Mädchen akzeptiert -- und auch geküsst, als ob es ganz normal wäre. Mir wurde ganz anders. Plötzlich erfüllte mich eine Dankbarkeit und ich lächelte ihn an -- den ersten Fremden, der mich so akzeptiert hatte. Ich war verwirrt. Und meine Verwirrung nahm noch zu, als Ulrike ankam und mich fragte - nach einer kurzen Entschuldigung bei ihm -, ob ich nicht ...