1. Der Olivenhain


    Datum: 22.03.2019, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    an mich heranmachen, um das Weingut zu bekommen. Ich wette, sobald du das erreicht hast, vögelst du durch die Gegend und kein Rock ist mehr vor dir sicher. Glaubst du wirklich, dass ich so blöd bin und in mein Verderben renne?" Marco ist baff. Mit einer so klaren Abfuhr hätte er nicht gerechnet. Filippo hingegen, der sich immer noch schüchtern im Bereich der Tür aufhält, strahlt wie ein Honigkuchenpferd. "Du wirst schon sehen, wie weit du kommst!", blafft mich Marco an. Auch er verlässt den Raum ohne Gruß. Der Notar, der das Ganze mit einem belustigten Schmunzeln beobachtet hat, steht auf und kommt zu mir her. "Signorina Hertig, ich sehe, mein Freund Giuseppe hat genau die richtige Entscheidung getroffen. Sie haben viel von ihm geerbt. Auch die Offenheit und das Durchsetzungsvermögen. Als er das Testament aufgesetzt hat, habe ich nicht verstanden, warum er sich so sicher war, dass Sie dieser Aufgabe gewachsen sind. Als ich Sie das erste Mal in Berlin gesehen habe, hätte ich gewettet, dass der Plan in die Hose geht. Zugegeben, Ihr Kleidungsstiel ist noch gewöhnungsbedürftig, doch ich denke, auch der wird sich noch ändern, wenn sie lange genug hier leben", meint er. "Sagen Sie bitte Greta zu mir. Und ob Sie es glauben oder nicht, es war mein Vater, der mich davon überzeugt hat, wo mein Platz ist. Auf dem Weingut kann man die immense Liebe spüren, die er diesem Land und meiner Mutter entgegengebracht hat. Sie sind ein wirklich guter Freund. Sie haben meinen Vater unterstützt ...
     und waren immer an meiner Seite. Ich hoffe, Sie werden mir ein ebenso guter Freund sein. Sie sind auf `L´uliveto´ stets willkommen", sage ich. Dann umarme ich den Notar und versuche damit, meine tiefe Dankbarkeit ausdrücken zu können. Er ist für mich zu einem väterlichen Freund geworden. "Ich werde gerne wiederkommen. Und wenn du einen Rat oder Hilfe brauchst, dann komm jederzeit zu mir", bietet er an. "Das werde ich", verspreche ich. Ich begleite ihn zum Wagen. Wir schlendern Arm in Arm dahin. "Wenn ich dreißig Jahre jünger wäre, würde ich dir den Hof machen", meint er schmunzelnd. "Sie könnten mir mit Sicherheit gefährlich werden", antworte ich lachend. "Wenn sie dreißig Jahre jünger wären natürlich." "Sag bitte Renato zu mir", bietet er an. Dabei schmunzelt er. "Ich habe dich nie gefragt, warum du meinem Vater ein so guter Freund warst", erkundige ich mich. "Als junger Notar hatte ich finanzielle Schwierigkeiten, die Kanzlei zu eröffnen. Dein Vater hat mir ohne großes Aufhebens geholfen und nie auch nur den kleinsten Gefallen dafür eingefordert. Du hättest ihn gemocht. Da bin ich mir ganz sicher. Du bist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie er." "Wie meinst du das?" "Du lässt dich nicht von Reichtum und Angeberei blenden, hast ein Auge für das Wahre und Ehrliche. Du stehst zu den Leuten, die dir wichtig sind. Du wirst die gleiche Leidenschaft für dieses Weingut entwickeln, wie dein Vater", erklärt er. "Ich liebe es jetzt schon", gestehe ich. Wir haben seinen Wagen erreicht ...
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