Der Olivenhain
Datum: 22.03.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
wirst du keinen guten Kellermeister finden", gibt Marco zu bedenken. Er scheint noch der vernünftigste von allen zu sein. "Einen guten Kellermeister, dass ich nicht lache. So einen, finde ich an jeder Straßenecke. Er mit seinem Bioquatsch. Hast du eine Ahnung, was uns der Totalausfall 2015 gekostet hat? Hätte er ordentlich Spritzmittel verwendet, wäre das nicht passiert", schimpft Renzo. "Das wäre auch mit Spritzmittel so gekommen", wirft Filippo ein. "Halts Maul!", fährt ihn Renzo an. "Pack deine Sachen und geh! Hier will dich keiner mehr sehen." Ich sehe deutlich, wie hart Filippo diese Worte treffen. Er steht direkt neben mir. Wie ein geschlagener Hund kommt er mir vor. Er traut sich nichts mehr zu antworten. Ich kann wie kein anderer nachvollziehen, wie es in ihm drinnen aussehen muss. Von einem Tag auf den anderen ist seine Welt untergegangen. Bei mir war es nicht anders. Deshalb nehme ich ihn am Arm und hauche ihm einen Kuss auf die Wange. Dabei nutze ich die Gelegenheit, ihm still ins Ohr zu flüstern. "Bleib ruhig, Pisolo war ein Mann, der den Acker gut bestellt zurücklässt. Mach dir keine Sorgen", beruhige ich ihn. Filippo dreht sich zu mir um und schaut mich überrascht an. Er wird sich sicher fragen, wie ich das sagen kann. Außerdem war das Verhalten von Renzo der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich werde das Erbe annehmen. Solche Leute dürfen nicht dieses Fleckchen in die Finger bekommen. Mein Vater würde sich im Grab umdrehen. Mein Kuss auf ...
Filippos Wange bleibt natürlich nicht unbemerkt. Alle schauen uns mit großen Augen an. "Hast du die deutsche Schlampe schon gefickt? Brauchst du Unterstützung, oder was soll das jetzt?", tobt Renzo. "Greta ist keine Schlampe. Sie ist ein anständiges Mädchen", braust Filippo auf. Es ist echt lieb von ihm, dass er mich verteidigen will. Doch das kann ich selbst. Da die anderen noch nicht gecheckt haben, dass ich leidlich Italienisch spreche, möchte ich es vorerst auch dabei belassen. Die Bombe soll zum richtigen Zeitpunkt platzen. Deshalb lege ich erneut beschwichtigend die Hand auf Filippos Arm. "Pssst!", sage ich nur. "Hast du nicht gehört, wie die über dich reden?", wirft er ein. Die Empörung ist ihm deutlich anzuhören. "Pssst!", mache ich noch einmal. Der Notar verfolgt die Szene aufmerksam. Er wirft mir einen Blick zu und nickt. Er will mir damit wohl zeigen, dass er meinen Plan durchschaut hat. "Meine Damen und Herren, ich würde vorschlagen, wir mäßigen uns ein wenig. Das sind doch keine Umgangsformen", tadelt er. "Ich würde Sie bitten, sich an den Tisch zu setzen." Mit Murren kommen die Anwesenden seiner Aufforderung nach. Geschickt hat er zuvor seine Unterlagen so platziert, dass sein Platz reserviert ist. Rechtzeitig schiebt er mich zum Platz daneben, bevor sich dort ein anderer hinsetzen kann. Ich bin froh, ihn an meiner Seite zu haben. Die übrigen suchen sich selbst einen Platz am Tisch. Direkt neben mir will sich offenbar niemand niederlassen, dieser Platz bleibt frei. ...