Der Olivenhain
Datum: 22.03.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
es war auf jeden Fall, als würde jemand mit mir sprechen. Ohne wirklich nachzudenken antworte ich. "Ja, was ist?" "Ich hätte gerne mit dir persönlich gesprochen und dich gebeten, das Erbe anzunehmen. Doch leider ist mir das verwehrt geblieben." "Ich weiß nicht." "Mach nicht denselben Fehler wie ich", meldet sich plötzlich eine zweite Stimme. Das muss meine Mutter sein. Anders kann ich es mir nicht erklären. Oder bin ich etwa verrückt geworden? "Ich habe keine Ahnung vom Weinbau. Ich muss, wenn ich durch die Weinberge gehe, aufpassen, dass ich mir nicht die Beine breche. Wie soll ich dann ein Weingut leiten?" "Das wird schon." Dabei habe ich den Eindruck, als würde jemand lachen. Meine Mutter hätte über meinen Witz mit den Beinen lachen. Ich glaube, ich habe wirklich Halluzinationen oder es sind Selbstgespräche. Keine Ahnung! "Mit Filippo hast du einen guten Mann an deiner Seite. Glaube mir!" "Das habe ich von allein erkannt", gebe ich zurück. "Es ist der einzige Weg, das Weingut zu erhalten", sagt die Stimme. "Du hast doch gehört, wie wichtig es mir ist." Ich denke nach. Ob Selbstgespräch oder echte Geister, eines ist sicher, ich muss zu einer Entscheidung kommen. Am Nachmittag wird das Testament geöffnet und verlesen. Spätestens da muss ich wissen, was ich will. Wenn ich mein Erbe antrete, wird es sicher nicht einfach für mich werden. Die Familie wird es nicht akzeptieren und alles unternehmen, um mich loszuwerden. Habe ich wirklich Lust auf diesen Kampf? "Sei mir bitte ...
nicht böse, wenn ich mich anders entscheide. Ich weiß noch nicht, was ich tun soll. In erster Linie muss ich an mich denken. Doch ich verspreche dir, mir die Sache gut zu überlegen. Ich werde mir die Entscheidung nicht leicht machen." Das Versprechen gebe ich nicht nur dem wirklichen oder dem eingebildeten Geist meines Vaters, dieses Versprechen gebe ich vor allem mir selbst. Ich bleibe nach dem Mittagessen noch etwas auf der Terrasse sitzen. Auch dabei hat mich Filippo allein gelassen. Allerdings war mir das nicht unrecht, so hatte ich zumindest Zeit zum Nachdenken. Während ich noch am Grübeln bin, kommt der Notar auf mich zu. "Es ist soweit", meint er. "Die Geier warten." Ich schaue ihn mit großen Augen an. Müsste er als Notar nicht unparteiisch sein? Bisher habe ich ihn als einen sehr korrekten Mann kennen gelernt. Dieser kurze Satz bringt dieses Bild ein wenig ins Wanken. Allerdings nur ganz kurz. Mir wird bewusst, dass auch er nur ein Mensch ist. "Gehen wir!", mache ich mir selbst Mut. Wir gehen auch, zunächst ins Haus und betreten dann einen Raum, den ich bisher nicht bemerkt hatte. Man gelangt von der großen Halle aus hinein. Der Eingang befindet ist unter der Treppe und ist nicht sofort zu erkennen. Es handelt sich um eine Art Jagdzimmer. Bei unserem Eintreten erheben sich vier Personen. Vermutlich nicht wegen mir. Der Notar stellt mir die Frau meines Vaters, dessen leiblichen Kinder Isabella und Renzo sowie den Stiefsohn Marco vor. Mich hingegen stellt er lediglich als ...