Der Olivenhain
Datum: 22.03.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
ist er komplett überrumpelt und schafft es nicht, zu reagieren. Als ich mich von ihm löse, entsteht ein kurzer Moment, in dem keiner von und beiden weiß, was er sagen soll. Ich hoffe dabei innständig, dass er endlich den Mut findet, den zweiten Schritt zu machen. Ich wäre bereit dazu. Doch Filippo ist unerfahren im Umgang mit Frauen. Wir gehen einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Auch während des Abendessens schweigen wir den Kuss einfach tot und plaudern stattdessen über belanglose Dinge. Ich halte mich bewusst zurück. Ich will sehen, ob er endlich was macht. Doch Fehlanzeige. Als wir uns eine gute Nacht wünschen, stehen wir uns am Fuße der Treppe gegenüber, als ob es den Kuss nie gegeben hätte. Ich ziehe ihn deshalb zu mir heran und küsse ihn erneut. Diesmal intensiver und länger. Ich schiebe ihm meine Zunge in den Mund und erkunde seine Mundhöhle. Dann erst löse ich mich von ihm. "Gute Nacht! Träum was Schönes!", sage ich. Gleich danach verschwinde ich über die Treppe nach oben in mein Zimmer. "Gute Nacht!", höre ich noch sagen. Als ich ganz oben noch einen letzten Blick zurückwerfe, steht er immer noch wie angewurzelt da und schaut mir nach. Er hat nicht verstanden, wie ihm geschieht. Ich wette, er wird die ganze Nacht wachliegen und grübeln. Am nächsten Morgen ist Filippo nicht da. Ich warte vergebens, dass er zur Tür herein kommt. Auf Nachfrage erklärt mir die Köchin, dass er zu einem Händler fahren musste. Ich bin überrascht, dass er mir nichts davon gesagt hat. ...
Ich vermute, dass es wohl eher etwas mit meinem Kuss zu tun hat und er nicht weiß, wie er sich verhalten soll. Während ich den Kaffee schlürfe, wird mir bewusst, dass ich den Vormittag frei habe. Deshalb lasse ich mir beim Frühstück heute mehr Zeit. Ich verwickle die Köchin in ein Gespräch und versuche sie über Filippo auszuhorchen. "Filippo ist als junger Bursche zusammen mit seinem Vater hierhergekommen. Herr Pisolo hat ihn von Anfang an gemocht. Er hat ihm Arbeit gegeben, als er fünfzehn war. Auch als seine Eltern weitergezogen sind, ist Filippo hier geblieben. Herr Pisolo hat ihn unter seine Fittiche genommen und auf die Weinbauschule geschickt. Der Junge ist unglaublich fleißig, liebt seine Arbeit und das Weingut. Er hat viele Ideen und ist sehr bemüht. Ich glaube, man könnte sich keinen besseren Kellermeister wünschen", erzählt sie. "Hat er eine Freundin oder eine Frau?", frage ich. "Wo denken Sie hin? Er kennt doch nur die Arbeit", meint sie. Ich komme mir etwas schäbig vor, die gute Frau auszuhorchen. Sie erzählt aber sehr bereitwillig und quittiert meine Frage nach einer Freundin mit einem verschmitzten Grinsen. Nach dem Frühstück spaziere ich zum Olivenhain. Ich habe sonst nichts zu tun und ich mag den Ort. Ich setze mich auf die Bank und beginne schon wieder zu grübeln. Soll ich das Erbe annehmen oder soll ich es ausschlagen. Was mache ich mit einem Weingut? "Greta, meine Tochter", höre ich plötzlich eine Stimme. Oder habe ich mir das nur eingebildet? Keine Ahnung, ...