Der Olivenhain
Datum: 22.03.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
arbeiten. Heute bin ich achtundzwanzig. Ich habe die Frau nicht ein einziges Mal gesehen. Herr Pisolo hat immer gesagt, sie sei nicht fürs Land geschaffen. Ich glaube, es war ihm im Grunde auch ganz Recht so. Er hätte sie hier als Eindringling gesehen." "Das sind keine guten Voraussetzungen", resümiere ich. "Ein Weingut kann nur gut laufen, wenn Menschen mit Begeisterung für das Land dahinterstehen. Ich fürchte, die Familie schätzt ´l´uliveto´ nur wegen der Gewinne. Hier leben und arbeiten will keiner von ihnen. Sie besitzen mehrere Häuser in der Stadt. Der wirkliche Schatz ist allerdings der Weinberg. Er hat als landwirtschaftlicher Betrieb auf dem Papier keinen großen Wert, wirft aber die Gewinne ab. Die Häuser in der Stadt verschlingen aufgrund der notwendigen Instandhaltung beträchtliche Summen. Diese werden hier erwirtschaftet." "Ich verstehe. Du machst dir Sorgen, wer der neue Herr ist und was er mit dem Weingut vorhat. Wen würdest du dir wünschen?", bohre ich nach. Filippo bleibt stehen und dreht sich zu mir um. Er schaut mir direkt in die Augen. Sein Blick ist besorgt. "Es steht mir sicher nicht zu, ein Urteil abzugeben. Doch die Zukunft für das Weingut ist mehr als düster, egal wer es erbt. Ich habe mich manchmal gefragt, warum Herr Pisolo nicht besser vorgesorgt hat. Jeder gute Bauer hinterlässt das Land gut bestellt. Ihm war dieses Fleckchen Erde ein Leben lang wichtig, es hatte für Ihn eine ganz große Bedeutung. Den Grund dafür kannte vermutlich nur er. Ich ...
habe noch nie einen Menschen gesehen, der so an seinem Land hing. Er hat mir nie den Grund dafür verraten und hat ihn wohl mit ins Grab genommen", wird Filippo emotional. "Entschuldige, wenn ich mich hineinsteigere." "Und wenn er eine Lösung kannte, an die niemand denkt?", frage ich nach. "Ich habe keine Ahnung, wie die aussehen sollte", antwortet er. "Ich glaube aber nicht, dass es die gibt." Wir haben inzwischen den Olivenhain erreicht. Dieser Platz zieht mich sofort in seinen Bann. Wenn jemand fragen würde, ich könnte ihm nicht erklären warum. Allerdings habe ich den Eindruck, als wäre ich schon einmal hier gewesen. "Hier war er am liebsten", erklärt Filippo. "Hier konnte er Stunden verbringen, ohne sich auch nur zu rühren." "Es ist ein ganz besonderer Platz", bestätige ich. Magisch angezogen gehe ich auf die Kante zu und genieße den Ausblick über den Hang und die Ebene. Ich lasse diese besondere Stimmung auf mich wirken. Links von mir erblicke ich eine rot gestrichene Holzbank. Rot, wie die Liebe. Es ist ein mit sehr viel Liebe gefertigtes Stück. Keine Massenware, wie man sie im Baumarkt findet. Fast andächtig setze ich mich nieder. Wenn ich mir vorstelle, dass hier mein Vater und meine Mutter gesessen haben und ich womöglich an diesem Platz gezeugt worden bin, bekomme ich Gänsehaut. Ich habe das Gefühl, die beiden sitzen neben mir und sprechen mir Mut zu. Mut, den sie nicht hatten. "Was erzählt die Legende über diesem Ort?", erkundige ich mich bei Filippo. "Darf ich mich ...