1. Der Olivenhain


    Datum: 22.03.2019, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    meint er. "Ich habe keine Ahnung vom Weinbau", antworte ich. "Sei mir bitte nicht böse." "Wir sind ein mittelgroßer Betrieb und produzieren vor allem Spitzenweine. Der `Brunello´ macht fast die Hälfte unserer Produktion aus. Damit verdienen wir schönes Geld", meint er. Ich sehe ihm an, wie stolz er ist. "Zeigst du mir morgen den Betrieb? Als Mädchen aus der Großstadt hatte ich noch nie die Gelegenheit ein Weingut zu besuchen", frage ich. "Gerne, nach dem Frühstück würde ich zuerst in den Weinberg gehen. Am Nachmittag, wenn es dann wärmer wird, ziehen wir uns in den Keller zurück", schlägt er vor. "Ich verlasse mich ganz auf dich", antworte ich. Während des Essens sprechen wir vor allem über die Köstlichkeiten der Toskana. Die Köchin muss magische Hände haben, denn alles, was sie auftischt, schmeckt unglaublich lecker. Als eine Frau - so um die sechzig - mit der Nachspeise kommt, stellt uns Filippo vor. Ich bedanke mich für das wirklich sensationell gute Essen und bekomme dafür ein freundliches Lächeln zurück. Sie scheint es nicht gewohnt zu sein, Lob zu bekommen. Die Nachspeise, ein Schokomus mit Olivenöl, toppt echt alles. Es zerfließt förmlich auf der Zunge, schmeckt unglaublich gut und verzaubert mich auf Anhieb. Damit könnte ich mich zu Tode fressen! Ich schwör´ s! Kaffee oder Schnaps lehne ich dankend ab. Ich bin satt und zufrieden. Hier leben muss wirklich schön sein. "Bist du mir böse, wenn ich noch einen Spaziergang hinaus zum Olivenhain mache?", erkundige ich ...
     mich. "Darf ich dich begleiten?", will Filippo wissen. Er ist schüchtern. "Mich interessiert dieser Ort. Er soll magisch sein." "Es ist ein ganz besonderer Platz, das stimmt", pflichtet er mir bei. Wir erheben uns und schlendern los. Schnelle Bewegungen kriege ich mit meinem vollen Bauch nicht mehr hin. "Habe ich dich vorhin richtig verstanden? Du machst dir Sorgen, wie es mit dem Weingut weitergeht?", erkundige ich mich. Dabei versuche ich so beiläufig wie möglich zu klingen. "Herr Pisolo hat das Weingut sehr geliebt. Ich hatte den Eindruck, es war sei Ein und Alles. Trotzdem hat er mir im Weinacker und im Keller praktisch freie Hand gelassen. Er wollte informiert sein, was ich tue und was ich plane, doch er hat mir nie dreingeredet und mich immer unterstützt. Vor allem, wenn ich mit neuen Idee gekommen bin, wenn ich Vorschläge hatte. Er ließ sich mit Argumenten überzeugen", erzählt er. Ich kann die Begeisterung in seinen Worten spüren. Ich glaube, die beiden Männer waren sich im Grunde sehr ähnlich. "Du hast Angst, das wird jetzt anders?", frage ich nach. "Was ist mit seinen Kindern?" "Ich will nicht schlecht über sie sprechen. Aber sie bringen nicht die nötige Passion mit. Isabella und Renzo habe ich vor etwa fünf Jahren das letzte Mal gesehen. Die beiden interessiert nur das Geld. Marco ist etwas besser, aber vom Wein versteht auch er nicht viel und interessiert sich eher fürs Trinken." "Was ist mit der Frau?" "Keine Ahnung! Ich habe mit fünfzehn Jahren hier angefangen zu ...
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