Der Olivenhain
Datum: 22.03.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
Herbringen", verabschiede ich mich. Ich schaue dem Notar nach, der zu seinem Auto geht, einsteigt und davonfährt. Nun bin ich allein irgendwo in Italien. Ich bin komplett auf mich alleine gestellt. Allerdings erschreckt mich das nicht. Ich war genau genommen mein ganzes Leben allein. Also ist diese Situation nicht viel anders, als mein normales Leben. "Bitte", meint Filippo. Dabei wird er leicht rot im Gesicht. Wie süß! Er nimmt meinen Koffer und geht voraus. Wir betreten eine große Eingangshalle, von der aus eine schwere Treppe aus Pinienholz nach oben führt. Filippo geht hinauf, ich folge ihm. Dabei muss ich Acht geben, nicht zu stolpern. Ich habe die Augen überall. Alles ist neu und - wie ich finde - ausgesprochen schön. Oben angekommen teilt sich der Gang. Ein etwa fünf Meter langer Teil führt nach rechts, nach links geht es etwa zwanzig Meter einen Flur hinunter. Filippo biegt nach rechts ab und erreicht bereits nach wenigen Schritten eine Tür, links vom Gang. Er öffnet sie und wir betreten ein großes, helles Zimmer. "Ich habe dieses Zimmer ausgewählt, weil du von hier aus einen wunderbaren Blick über das Weingut hast", erklärt Filippo. "Es ist eines der schönsten Zimmer im ganzen Haus." "Danke, das ist ganz lieb von dir." "In etwa einer Stunde gibt es Abendessen. Wenn du ins Erdgeschoss kommst, führe ich dich ins Speisezimmer", erklärt er. "Oder möchtest du lieber draußen essen." "Ich würde ganz gern draußen essen, aber das hängt sicher nicht nur von mir ab. Wer isst ...
denn alles mit?", erkundige ich mich. "Nur wir zwei. Sonst ist niemand auf dem Gut. Die anderen kommen voraussichtlich erst am Dienstag", erklärt er mir. "Dann lasse ich in der Laube drecken." "Danke", sage ich. "Für alles!" Filippo lässt mich allein. Da bin ich also. Auf einem Weingut in der Toskana, irgendwo zwischen Siena und San Gimignano. Es ist schön hier. Ich fühle mich von Anfang an wohl. Ich gehe zum Fenster und öffne es. Die Luft ist nicht zu vergleichen mit der in Berlin. Der laue Wind lässt die Blätter leicht schwingen, ist aber angenehm warm. Luftverschmutzung ist hier mit Sicherheit kein Thema. Ich kann von meinem Fenster aus beinahe den gesamten Weinberg überblicken. Lediglich ein kleiner Teil wird vom Olivenhain verdeckt. Vögel zwitschern und in den großen Pinien, die dem Haus im Sommer Schatten spenden, zirpen die Zikaden. Das Haus muss uralt sein. Die Mauern sind massiv aus Stein gebaut. Die Möbel sind aus dunklem Holz. Für meinen Geschmack sind sie etwas schwer, ich mag es leichter und moderner. Allerdings muss ich zugeben, dass sie perfekt in dieses Haus und in diese Landschaft passen. Ich packe meine wenigen Habseligkeiten aus und sehe mich um, damit ich mich frisch machen kann. Zu meiner Überraschung verfügt das Zimmer über ein eigenes Bad, ein wunderschönes Bad sogar. Kurz entschlossen lasse ich Wasser in die Wanne laufen und lege mich hinein. Eine Flasche Badeschaum steht ebenfalls bereit, so dass ich davon nehme. In der Wanne entspanne ich mich total. ...