Der Olivenhain
Datum: 22.03.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
Land, durchqueren einen kleinen Wald und kommen dann zu einer langen, von Zypressen gesäumten Auffahrt. Sie gleicht verblüffend genau der Auffahrt, die ich in meinem Traum gesehen habe. Wir fahren den Hügel hinauf. Am Ende des Weges erkenne ich mehrere Gebäude. Beim Näherkommen lässt sich dann abschätzen, dass links das Herrenhaus mit einer Kapelle steht, rechts der Auffahrt befinden sich die landwirtschaftlichen Gebäude. Der Notar parkt seitlich des Herrenhauses. Beim Aussteigen gehe ich spontan ein paar Schritte auf den Hang zu, der auf der, der Auffahrt abgewandten Seite des Hügels liegt. Mir stockt der Atem. Vor mir fällt der Hang weit zur Ebene hin ab. In der Mitte bildet sich ein kleines Tal, so dass die Weinberge, die sich an den Hängen erstrecken, in einer Art Mulde von Wind und Wetter geschützt sind. Es muss eine riesige Fläche sein. Dort, wo der Hang den Knick in der Mitte macht, erhebt sich auf halber Höhe ein kleiner Bergrücken, der sich deutlich vom restlichen Gelände abhebt. Fast wuchtig ragt er in die Ebene hinaus. Es ist deutlich zu erkennen, dass man am Grat bequem entlanggehen kann. Am Ende dieses Rückens erkennt man eine größere Fläche. Zur Hälfte ist es Grünfläche, die Teil hin zum Tal ist mit kleineren Bäumen bewachsen. "Das ist ein Olivenhain und er hat dem Anwesen seinen Namen gegeben: ´l´uliveto´", erklärt der Notar. Ich habe keine Ahnung, wie er wissen kann, wohin ich schaue. "Die Olivenbäume sind unglaublich knorrig und müssen schon seit unzähligen ...
Generationen dort stehen. Niemand hat es je gewagt, sie zu fällen. Es rankt sich zahlreiche Legenden um diesen Platz." "Ist das der Ort, an dem mein Vater eine Sitzbank aufgestellt hat? War das der Lieblingsort meiner Mutter?", frage ich. "Ja, die Bank steht ganz draußen am Abhang. Man hat von dort einen wunderbaren Blick über die Ebene. Sie könnten heute abend gerne dorthin wandern und sich selbst ein Bild machen", schlägt er vor. Er holt meinen kleinen Koffer aus dem Wagen und wir gehen auf das Herrenhaus zu. Im Eingang erscheint er junger Mann, ich schätze ihn auf Ende Zwanzig. "Das ist Filippo, der Kellermeister. Er hat in den letzten Jahren immer mehr auch die Verwaltung des Weingutes übernommen", stellt mir der Notar den jungen Mann vor. "Filippo, das ist Greta Hertig. Sie ist zur Testamentseröffnung eigens aus Berlin angereist." "Willkommen signorina Hertig. Darf ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen?", meint er. Sehr galant deutet er eine Verneigung an. "Guten Tag! Wenn ich dich Filippo nennen darf, dann nennst du mich Greta. Abgemacht?", biete ich an. Wir sind altersmäßig nicht weit auseinander. Warum sollten wir also förmlich sein? Filippo macht auf mich einen freundlichen, sympathischen Eindruck. Mein Vorstoß wirft ihn etwas aus der Bahn. "Ja, gerne", stottert er. "Bis übermorgen dann", verabschiedet sich der Notar. "Wenn Sie etwas brauchen oder eine Frage haben, zögern Sie nicht. Sie können mich jederzeit anrufen." "Danke, wirklich sehr nett von Ihnen. Vielen Dank auch fürs ...