Sternchen
Datum: 23.08.2018,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
Sternchen "Herrlich hier", sage ich zum Wirt. "Einfach nur herrlich!" Der Aufstieg zum Schutzhaus Tierser Alpl am Fuße des Rosengartens in der Nähe von Bozen ist, um ehrlich zu sein, nicht besonderes anstrengend. Zumindest nicht für einen halbwegs geübten Wanderer. Ich bin jedoch der absolute Stadtmensch und bin deshalb entsprechend erschöpft. Ich habe mich zu diesem Urlaub entschlossen, weil ich einfach einmal ausspannen wollte. Genau genommen ausspannen musste. Ich stand kurz vor einem Burnout. Weit reisen wollte ich nicht. Allein, wie ich bin, habe ich mich nicht gefühlt, eine lange Reise auf mich zu nehmen. Ich habe mich zurückerinnert, dass meine Eltern immer nach Südtirol gefahren sind und es mir dort eigentlich immer ganz gut gefallen hat. Genau genommen hat es mir als Kind gefallen, später war mir Südtirol zu ruhig. Ich habe die Partyorte gesucht. Doch jetzt kam es mir genau richtig. Viel Natur, Entspannung, Ruhe und gutes Essen. Mehr brauche ich im Moment nicht. In den letzten Jahren war dann Schluss mit Urlaub. Ich habe mich als Werbegrafiker selbständig gemacht. Das Wort setzt sich nicht umsonst aus den beiden Begriffen selbst und ständig zusammen. Man muss immer wieder selbst ran, egal wieviel Mitarbeiter man einstellt. Die kniffligen Dinge und die heiklen Kunden muss man notgedrungen selbst betreuen. Da kommt wohl keiner drum herum. Ich besitze mit meinen neunundzwanzig Jahren eine der führenden Werbeagenturen in München, bin chronischer Single und reich bin ich ...
auch nicht. Es reicht für eine schöne Wohnung, ein wenig Luxus und ein schönes Auto. Mehr aber auch nicht. Die Frage, ob ich glücklich bin, habe ich mir nie wirklich gestellt. Ich habe einfach nicht darüber nachgedacht. Wohl auch, weil ich keine Zeit dazu hatte. "Ist ein Tisch frei?", frage ich. "Im Augenblick nicht. Doch da drüben sitzt eine junge Dame allein. Ich könnte fragen, ob sie sich dazu setzen dürfen", schlägt der Wirt vor. Noch ehe ich eine Antwort geben kann, ob ich damit einverstanden bin, geht er auch schon zu besagtem Tisch und kommt wenig später zurück. "Sie haben auch ein Glück. So hübsche Gesellschaft hat man selten beim Essen", grinst er mich an. "Bitte, kommen Sie." Er führt mich geradewegs hin. Die junge Dame schaut auf, als sie bemerkt, dass wir uns dem Tisch nähern. Sie ist ausgesprochen hübsch. Das muss ich unumwunden zugeben. Sie hat wachsame, braune Augen, lange braune Haare und ein unglaublich süßes Lächeln. Ein wirklich ehrliches und freundliches Lächeln, wie ich es lange nicht mehr gesehen habe. Sie ist mir auf Anhieb sympathisch. "Danke, dass ich mich zu Ihnen setzen darf, ich bin Peter", stelle ich mich vor. "Ist doch Platz genug für uns beide. Freut mich, ich bin Lea", antwortet sie. Ich setze mich und nehme die Speisekarte, die der Wirt mir reicht. Er bleibt auch neben mir stehen, damit ich möglichst schnell bestelle. Er ist offenbar kein Freund langer Wege. "Können Sie mir etwas empfehlen?", frage ich Lea. "Hier schmeckt alles gut", erklärt ...