1. Blutrache Teil 06


    Datum: 01.06.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: byKojote

    aber auch lustvolle Geburt gewesen. Unwillkürlich fühlte sie, wie ein Lächeln über ihre Züge huschte. Und sie sah, wie sich Verwirrung in die Blicke der silbrigen Augen schlich, als die beiden Geschwister dies entdeckten. ‚Danke', wandte sie sich stumm an die Göttin, die ihr beigestanden und sie mit ihrer Gabe durch die vergangenen Torturen geführt hatte. Dann richtete sie sich auf die Ellenbogen auf und stemmte sich in eine aufrecht sitzende Position. Ihr Körper fühlte sich zwar ein wenig geschwächt, aber nicht einmal ansatzweise so zerschlagen an, wie es eigentlich der Fall hätte sein müssen. Woher wusste die Kriegerin, dass sie von einem Baumgeist abstammte? Warum hatte der Krieger sie nicht getötet? Was war inzwischen geschehen? Was erwartete sie von nun an und wie würde es weitergehen? All diese Fragen verblassten und verloren an Bedeutung. Sie lebte und ihr Geheimnis war keines mehr. Was geschehen war, war geschehen und in der Zukunft lag der Wunsch nach Rache, den diese berüchtigten Barbaren aus irgendeinem Grund teilten. Also würde sie bei ihnen bleiben, wenn ihr das gestattet wurde. Oder ihren eigenen Weg gehen, wenn es sein musste. Nur wenig blieb zurück, was sie gern in Erfahrung bringen wollte. Und das beschränkte sich für den Moment ganz allein auf diese beiden Menschen - oder was auch immer der Krieger genau sein mochte. „Shadiya", sagte sie und machte Anstalten, sich zu erheben. Die Art, wie die Frau an ihre rechte und der Mann an ihre linke Seite sprangen, ...
     um sie zu stützen, entlockte ihr ein weiteres Lächeln. Sie konnte durchaus stehen. Aber sie hatte auch nichts dagegen, von beiden Seiten gestützt zu werden. Nein, ganz und gar nichts, wie sie feststellte. Im Gegenteil. Der Mann zu ihrer Linken war so groß und stark wie ein Schmied, aber weniger massiv. Seine dunklen Hautbilder auf Gesicht und nacktem Oberkörper verliehen ihm ein bedrohliches Aussehen und zu wissen, dass er ein Gestaltwandler war, hätte sie einschüchtern sollen. Aber als er nach ihr gierte, war es nicht Blut gewesen, was er wollte. Seine schwarzen Haare waren zu langen, dünnen Zöpfen geflochten und einige davon kitzelten sie, als er ihren Arm ergriff. Seine Haut fühlte sich warm an. Nicht weich, aber auch nicht rau. Vom Wetter gegerbt. Und der Griff seiner großen Hände fühlte sich... gut an. Fest, sanft, stark - ein Griff, auf den man sich stützen konnte. Und der, wie sie wusste, fordernd und hart zu werden vermochte. Bis sich spitze Krallen in ihre zarte Haut bohrten und Blut hervortrat. Bis nur noch der Segen der Göttin ihr ermöglichte, vor seiner drängenden Männlichkeit zu bestehen. Auf der anderen Seite stand die Frau, in deren Armen und unter deren Liebkosungen sie erwacht war. Nicht viel kleiner als ihr Bruder und ebenso schwarzhaarig. Ihm wie aus dem Gesicht geschnitten und doch mit unverkennbar weiblichen Zügen, die allerdings eine sichtbare Härte aufwiesen. Auch sie trug diese Hautbilder. Denen ihres Bruders sehr ähnlich. Aber es entstellte sie nicht, ...
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