1. Des Menschen Wolf


    Datum: 26.09.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: byGhostSong

    die Geier liegen. Die Sklavenhändler, allesamt rohe Gestalten, der ekelhafte Unrat, den das mühselige Leben in der Aschewüste ausspuckte, bar jeden Gewissens und Anstandes, bemerkten nicht, wie sie beobachtet wurden. Fern vom Geschehen, gut verborgen hinter einer Felsformation, lag eine in einem abgewetzten und staubbedeckten Mantel gehüllte Person. Das lockige, dunkle Haar, das unter der Kapuze die feinen, aber grimmigen Gesichtszüge umrahmte und die stechend blauen Augen, die in das Fernglas blickten, wiesen, wenn nicht gar die weiblichen Rundungen, die selbst unter dem dicken Stoff des Mantels unverkennbar waren, die Gestalt als eine junge Frau aus, wohl kaum älter als Mitte zwanzig. Kalt beobachtete sie die grausige Schlächterei, zählte die Sklavenhändler, derer es sieben waren, sie zählte die Bewohner dieser armseligen, kleinen Zeltsiedlung von denen sie fünfzehn zählte, von denen sie acht tot im Dreck liegen sah und sie verortete den Anführer der Menschenschinder, einen großen, kahlköpfigen Mann dessen muskulöse Arme in starkem Gegensatz zu seinem dicken Bauch standen und dessen hünenhafte Erscheinung ihm eine natürliche Autorität verlieh, die seine laute Kommandostimme, welche seine Männer unablässig zu ihren Grausamkeiten anstieß, umso authentischer machte. Während die Frau sich aufrichtete, ruhig ihr Fernglas in ihrem Gürtel, in dessen Holstern links und rechts zwei schwere Automatikpistolen steckten, verstaute, trieben die Sklavenhändler die Überlebenden zu ...
     einem kleinen Haufen zusammen, während ein paar von ihnen die zerlumpten Zelte, armselige Zeugnisse des Überlebenswillens dieser Schwächlinge, zertraten und in dem Müll und Abfall, diesem mühsam zusammengesuchten Kleinod dieser vom Pech verfolgten Menschen, nach Brauchbarem suchten und dabei rücksichtslos alles mit ihren genagelten Stiefeln niederwalzten, was ihnen im Weg stand. Die Frau währenddessen verließ ihre Deckung in einer so ungezwungenen Art, welche die Sklavenhändler, wären sie denn professionell und nicht derart offensichtlich jene geistlosen Amateure, die ihr fehlendes Können mit schlichter Brutalität wett zu machen versuchten, wohl schlicht durch ihre für diese raue Gegend schockierend wirkende, mangelnde Vorsicht entwaffnet hätte, hätten sie sie denn bemerkt und sich nicht jede Vorsicht vergessend ihrer sadistischen Bosheit hingegeben. Ruhig schritt sie auf die Menschengruppe zu, der Staub knirschte unter ihren schweren Stiefeln und der Mantel flatterte im matten Wind der Aschewüste. Es mochte Ironie sein, doch nicht die Sklavenhändler registrierten sie zuerst, sondern ihre Opfer, die man in einer Reihe auf die Knie zwang und gerade dabei war, das zu Beginnen, was man im Sklavenhändlerjargon als die „Auslese" bezeichnete. Ein junger Mann, kaum älter als sechzehn Jahre, blickte die bewaffnete und einer Amazone gleichende Frau mit seinem zerschlagenen Gesicht an, einem jugendlichen, doch harten Gesicht, das trotz der Furcht eine tiefe innere Stärke und Robustheit ...
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