Vibrationen auf einem Bein
Datum: 09.12.2023,
Kategorien:
Fetisch
Deine Geschichten
Autor: Sahra Pfeiler
unseren Breiten es ist so gut wie unmöglich, einer Prothesenversorgung zu entkommen.
Nie fiel zwischen meinem Mann und mir auch nur ein Wort, wie wir zu meinem körperlichen Defizit stehen. Vom ersten Besuch im Krankenhaus an war es eben so wie es ist, ganz so, als hätte ich schon immer nur ein Bein gehabt. Das ist auch ganz in unserem Sinne, da wir mittlerweile voneinander wissen, dass es der jeweils andere nicht als Defizit, sondern eher als Bereicherung empfindet.
Die erste Zeit lief ziemlich profan ab. Ich musste lernen, mit den Krücken umzugehen und Kraft in den Armen zu bekommen. Das lief meist auf simples Training hinaus. Aber Mortons fast gierige Blicke, die mich immer dabei verfolgten, reizten mich am Ende zur Koketterie. Mich ein wenig tollpatschig zu benehmen fiel mir nicht schwer und wurde immer mit Mortons helfenden Händen belohnt.
Bald schon konnte ich meine Arbeit im Personalbüro eines Industriebetriebs wieder aufnehmen. Man hat sich dort daran gewöhnt, dass ich manchmal ohne Prothese erscheine. Eigentlich will ich ganz auf die Prothese verzichten, aber bei der Arbeit ist es praktischer, beim Gehen die Hände frei zu haben. Zuhause ist das anders, dort gehört es zu meinem Wunsch, meine Behinderung zu erleben. Dabei ist es völlig unrichtig, von Behinderung zu sprechen, ich fühle mich nicht behindert, ich muss nur manches anders machen als dereinst mit zwei Beinen.
Zuhause gibt es also nur Krücken oder hüpfen, die Prothese verwende ich zuhause nie. Auch, wie ...
ich mitbekommen haben, weil es Morton nicht will. Desgleichen in der Freizeit oder beim Einkaufen zeige ich stolz meine Einbeinigkeit. Es gefällt mir, wenn die Leute gucken. Eine junge Frau, wie man mir versichert auch hübsch, mit nur einem Bein auf Krücken! Da wird man schon oft heimlich oder auch ganz offen angestarrt. Im Sommer helfe ich da mit einem kurzen Rock oder einer kurzen Hose – ich habe da z.B. eine ganz kurze ausgefranste Jeans Short, so dass der Stumpf noch ein wenig hervorlugt – nach. Okay, da muss es schon sehr kurz sein, denn der Stumpf ist es auch. Raffiniert ist auch ein langes Kleid, welches vorne geschlitzt ist, sodass bei jedem Schritt mein langes Bein hervorkommt. Wenn der Wind es wehen lässt, kann man manchmal auch den Stumpf sehen. Morton ist davon hingerissen.
Natürlich erntet man auch blöde Bemerkungen, manchmal tun sie richtig weh, aber am Ende amüsiere ich mich auch über diese. Morton ärgert sich darüber. Ich freue mich ja darüber, dass ich nur ein Bein habe. Ich weiß, ich spüre, dass auch Morton stolz ist, eine besondere Frau zu haben. Das hindert ihn nicht daran, mich manchmal in missliche Situationen zu bringen. Anfangs hatte ich furchtbaren Bammel vor Rolltreppen. Ich schaffte es einfach nicht, die Krücken auf eine Stufe zu stellen und mit dem Bein nachzukommen. Viel zu groß war die Befürchtung, dabei hinzufallen. Schließlich drückte ich ihm die Krücken in die Hand und machte einen Satz auf eine der Treppenstufen. Oben angekommen hüpfte ich ...