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Ina
Datum: 11.02.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bybumsfidel
kann es durchaus passieren, dass er sie zwar schon häufiger gesehen hat, aber ihren Namen nicht zuzuordnen weiß. "Ja, leider. Wir mussten unseren Kredit aufstocken, als wir die Trauung bestellt haben. Schon da hat er sie so lüstern angesehen, dieser alte notgeile Sack!" "Da ist guter Rat teuer", seufzt Hirkani. "Wobei ist guter Rat teuer?", kommt Nanditas verschlafene Stimme von der Tür. "Ach nichts", versucht die Mutter abzuwiegeln. "Du wirst es ihr schon sagen müssen", mischt sich Ina ein. Tröstend nimmt Nehayat ihre Tochter in den Arm und erzählt von ihren Problemen. "Da geh ich nicht hin! Dann fällt die Hochzeit eben aus!", legt sich Nandita unter Tränen spontan fest. "Wie wäre es denn, wenn ich statt Deiner hinginge?", fragt Ina nachdenklich. Stille. Dann reden plötzlich alle durcheinander. Etwas, dass sich anhört wie: "Du? Wie soll das denn gehen?", klingt durch. "Ich müsste mich natürlich ein wenig verkleiden. Und das Henna aus den Haaren waschen." "Nicht nur das. Er wird merken, dass Du keine Jungfrau mehr bist." "Das lass nur meine Sorge sein. Den werde ich schon überlisten." Nach längerer konspirativer Sitzung fassen die Vier einen Entschluss. *** "Alles klar", kommt Said vom Vaishya zurück, "er hat sich darauf eingelassen." "Papi, Du bist der Größte! Wie hast Du das geschafft?" "Ich hab ihm erklärt, Du liegst zu Hause vor Aufregung kotzend im Bett. Du sollst erst Deine Trauung hinter Dich bringen, danach würde es Dir bestimmt besser gehen und dann würde ich, wenn ...
alle anderen feiern, Dich zu ihm bringen." "Und er hat keinen Verdacht geschöpft?" "Warum sollte er? Dass die Braut nervös ist, soll schon vorgekommen sein." *** Eine tief verschleierte Braut tritt vor den Altar um Ajith das Ja-Wort zu geben. Im Anschluss beginnen auf dem Dorfplatz die Feierlichkeiten. Mit einem maliziösen "Bis gleich" verabschiedet sich der Geldverleiher von ihr, nachdem er sich an der Tafel den Wanst vollgeschlagen hat. "Du bringst sie mir gleich, vergiss das nicht!", raunt er dem Brautvater ins Ohr, bevor er sich zurück in seine kleine Hütte begibt. Said wartet noch eine knappe Stunde, dann richtet er ein paar Worte an seine Tochter, die unauffällig verschwindet. Ein paar Minuten später ist sie wieder zurück und verlässt mit ihrem Vater die Feierlichkeiten. Ajith wird in der Zeit von seinen Schwestern abgelenkt, wie bei einer klassischen Brautentführung. Said klopft an die Tür des Geldverleihers, der sofort öffnet. "Wurde aber auch Zeit", brummt er unfreundlich. "Warte hier. Du kannst sie gleich wieder mitnehmen." Zumindest scheint es nicht lange zu dauern. "Der hat wohl ordentlich Druck auf der Pfeife und für ein zweites Mal reicht es nicht", vermutet Said, dem alles andere als wohl in seiner Haut ist. Ina, die inzwischen im roten Brautsari unter dem Schleier steckt, drängelt sich an ihm vorbei ins Haus und bewundert wie ein kleines Dorfmädchen die Größe der Behausung. Sie geht von Tür zu Tür und tut so, als würde sie das Schlafzimmer suchen. Schließlich ...