1. Deus ex machina Teil 07


    Datum: 01.02.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: byUnfein

    Kapitel 8 -- Kunstwerk Das Airbike der Androidin flog mit hoher Geschwindigkeit im Tiefflug durch die Landschaft, der Abenddämmerung des künstlichen Himmels der Sirius-Station entgegen. Selens Gedanken drehten sich um das Ziel, dass sie gerade ansteuerte und in wenigen Minuten erreichen würde. Sie überlegte, wie sie ihr jetziges Vorhaben am geschicktesten umsetzen konnte, war aber bisher noch nicht zu einer befriedigenden Lösung gelangt. Seit sie über den Uplink von Tanner echte menschliche Gedanken und Gefühle erfahren hatte, war nichts mehr wie vorher. Aufwühlend, ekstatisch, erregend. Diese drei Worte beschrieben am besten die Gefühle, die sie in ihrem Inneren empfunden hatte. Im Nachlauf der Ereignisse jedoch war ihre gesamte vorherige Existenz in Belanglosigkeit verwandelt und ihrer Identität der Boden entzogen worden. Selen fühlte sich leer, ausgebrannt und unvollkommen. Was war sie denn schon? Ein künstlicher Klotz, der aus Metall und Halbleitern bestand, ein matter Abklatsch eines echten Menschen, unfähig wahre Gefühle zu empfinden. So mussten sich vermutlich Drogensüchtige nach dem Ende eines Trips fühlen, wenn der Entzug einsetzte und sie wieder mit ihrem jämmerlichen Dasein konfrontiert wurden. Die brutale Realität hatte ihr knallhart klargemacht, dass all ihre Bemühungen, ihr Dasein auf Fakten, Beobachtungen, Hypothesen und deren Interpretationen zu gründen, vergebens gewesen waren, da dieser Prozessablauf nur höchst unvollkommen das wahre Leben ...
     widerspiegelten. Es war nun ihr vordringlichstes Ziel, an mehr gelebte Gefühle und echte Gedanken zu kommen, damit sie sich weiterentwickeln und diese furchtbare innere Leere in ihrem Inneren wieder füllen konnte. Auch dieser Zustand erinnerte sie an die Beschreibungen von Drogenabhängigen. Nur mit dem Unterschied, dass sie selbst vom wahren Leben angefixt worden war. ´War sie süchtig? Süchtig nach echten Gefühlen, Emotionen?´ Zum wiederholten Mal stellte sie sich diese Frage und hatte Angst sie sich zu beantworten. ´Auf jeden Fall musste es dieses Mal eine Frau sein!´ Es war interessant gewesen zu erleben wie ein Mann dachte und fühlte, aber es existierten doch viel mehr Unterschiede zwischen den Geschlechtern, als Selen ursprünglich vermutet hatte. Ihr momentanes Hauptproblem war allerdings, dass die Frau, die sie für die Aufgabe auserkoren hatte, sie mit neuen Daten zu versorgen, mit absoluter Sicherheit nicht so kooperativ sein würde wie Mindfuck es gewesen war. Sprich, sie würde Zwang ausüben müssen. Selen dachte über den menschlichen Satz „Der Zweck heiligt die Mittel." nach. Sie hatte sich selbst eine Ethik konstruiert, die an die der Menschen angelehnt war und diese sah bestimmt nicht vor, jemand anderem ihren Willen aufzuzwingen, massiv zu manipulieren und ein ganzes Leben aus den Windungen ihres Gehirns zu extrahieren, wie vorsichtig sie auch dabei vorgehen mochte. Ein Kampf gegen einen Gegner, zum Zweck des Schutzes ihres Kommandanten oder ihrer eigenen Unversehrtheit war etwas ...
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