Das fremde Mädchen
Datum: 28.12.2017,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Manuela Yasmina
Hauses. Ich bin Samaveda, du bist Rigveda. Ich bin Himmel, du die Erde. Komm laß uns heiraten!" Und dann: "Ich nehme dein Herz in meines. Mögen unsere Gedanken eins sein! Möge Gott uns vereinen!" Es war schön zu hören, wie er es sagte. Nicht nur das er es auf Hindi sagte, nein, er sagte es mit solcher Hingabe, das jeder Anwesende wußte, wie ernst er dies alles nahm. Obwohl er aus Deutschland andere Zeremonien gewohnt wäre. Es gibt noch viele Rituale die dazu gehörten. 16, wenn ich mich recht entsinne. Aber dies waren die wichtigsten. Jeder der Anwesenden auf dem großen Platz konnte sehen, wie ernst sie dies alles meinten. Obwohl hier unser Glaube mit ihrem kollidierte, unsere Tradition mit der Ihrigen. Es waren zwei Welten, die sich in diesem Paar vereinigten. Die Zeremonien und Gratulationen dauerten bis in den frühen Abend. Zumal jeder der Anwesenden, auch meine Untertanen sie mit Blumenkränzen beglückwünschten. Erst dann wurde gefeiert. Zumal auch das Fest Dussehra begann. In dieser, vom Palast, und somit von der Hochzeit aus gehenden Prozession, nahmen Tanzgruppen, Yogagruppen und Musikgruppen teil. Bemalte Elefanten zogen Kutschen hinter sich her und einer trug auch meinen goldenen Stuhl auf seinem Rücken. Dieses Jahr nahmen auch die Brautleute daran teil. Dennoch beeinträchtigte das eine Fest nicht das andere. Im Gegenteil. Jedes Fest gab dem anderen einen zusätzlichen Höhepunkt. Jetzt war ich eine Braut. Ich war verheiratet! Das hatte ich mir nicht träumen lassen, als ...
ich an jenem kalten Morgen zum ersten Mal in die Klasse gekommen war. Und nun war es geschehen. Ich war so glücklich. Wie glücklich, das kann ich nicht beschreiben. Die Ehe ist für uns in Indien etwas ganz besonderes. Das höchste Glück auf Erden. Und ich spürte es nun am eigenen Leib. Thomas brauchte ich nicht anzusehen. Er hielt meine Hand und ich spürte wie es ihn durchfloß. Unsere Mütter hatten bei der Zeremonie geweint. Und das, obwohl meine Schwiegermutter mit den Zeremonien nichts anfangen konnte. Zwar wußte sie, was sie bedeuteten, aber sie war ein Standesamt oder eine Kirche gewöhnt. Dennoch wußte sie, daß ihr Sohn ihr nun nichtmehr gehörte. Er gehörte mir! Darum hatte ich gekämpft wie eine Tigerin um ihr Junges. Und ich hatte gewonnen. Er gehörte mir! Mir ganz allein. Und ich ihm. Und ihm zu gehören, das hatte ich ja gewollt. Nur dafür hatte ich gekämpft. Und ich würde es jederzeit noch einmal tun. Alles! Ihr Vater hatte mir lang und breit erklärt, was es mit den Zeremonien auf sich hatte. Ich hatte es schnell kapiert. Und - sie gefielen mir. Es war wie in eintauchen in eine andere Welt. Geheimnisvoll. Aber als es losging war ich mehr als aufgeregt. Nur Manjula nicht. Es schien, als ob sie dies jeden Tag durchmachte. So ruhig war sie. Aber nur nach außen hin. Denn als uns die Hände zusammengebunden wurden, spürte ich ihre Aufregung sehr deutlich. Sie zitterte. Ich weiß zwar nicht wieso, aber irgendwie wurde sie, seitdem unsere Hände aneinandergebunden waren, ruhiger. ...