Das fremde Mädchen
Datum: 28.12.2017,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Manuela Yasmina
auch Reinigungsrieten. Diese Vorbereitungen dauerten 5 Tage, die von den Brautleuten peinlichst genau einzuhalten sind. Dann aber begann die Zeremonie. Selbst meine Frau sah bei unserer Hochzeit nicht so wunderbar aus, wie meine Tochter es nun war. Die Hochzeitszeremonie selbst ist sehr schwer zu beschreiben. Dafür sind zu viele Handlungen miteinander verwoben. Der Mittelpunkt der Geschehnisse ist das heilige Feueropfer Yajna. Wir saßen im Schneidersitz um diese Feuerstelle herum, den Himmelsrichtungen entsprechend. Die Zeremonie selbst beinhaltete die Kanyadan-Zeremonie. Ein Priester leitete das Ritual und rezitierte Satz für Satz Sanskrit-Mantras, welche die Beiden nachsprechen mußten. Und ich mußte gestehen, daß Thomas schon sehr gut Hindi konnte. Er machte keinen Fehler. Dann übergab ich Manjula an ihren zukünftigen Mann Thomas. Ich lege die Hände der beiden über einem Krug zusammen, umwickele sie mit einer Blütengirlande und einem roten Tuch, segne sie mit Wasser des Ganges und bete um den Beistand der Götter. Für einen guten Beginn rief ich Ganesha an, dann Kamas, dem Gott der Liebe. Danach knoten Frauen den Sari von Manjula mit einem Ende des Schultertuchs von Thomas zusammen, als Zeichen der ehelichen Verbindung. Dieser Knoten ist ein wichtiges Merkmal. Im weiteren Verlauf hingen sie sich gegenseitig große Blütenketten um den Hals. Erst jetzt entzündete der Priester unter Gebeten das Feuer, das nun die Gegenwart des Göttlichen in der Form von Agni repräsentierte. ...
Nach einigen anderen Zeremonien, kommt schließlich der wichtigste Teil der Eheschließung: Saptapadi, die sieben Schritte. Dies ist auch das wichtigste Ritual. Dieser Höhepunkt verbindet das Paar für immer. Siebenmal müssen die Beiden um das heilige Feuer herumgehen, noch immer durch die Tücher miteinander verknüpft. In der Tradition geht der Mann voran. Doch Thomas ließ Manjula vorgehen. So, wie es in den alten Schriften stand. Die sieben Kreise stehen symbolisch für die sieben Eheversprechen, die sich das Brautpaar gibt: sich zu ehren und respektieren, gute und schlechte Zeiten miteinander zu teilen, einander zu vertrauen und die Werte des anderen anzuerkennen. Mit dem fünften Umschreiten des Feuers bestätigt das Brautpaar das Versprechen der Reinheit und der Einhaltung von Familienpflichten. Die beiden letzten Kreise stehen für das Gelöbnis der Brautleute, rechtschaffen zu sein und auf ewig ihre Liebe zu pflegen. Schließlich tupfte er ihr geweihte rote Farbe, Sindur, auf den Scheitel und auf die Stirn einen Punkt, den sie von nun an immer als wichtiges Segenszeichen der verheirateten Frau tragen würde. Sie drückt mit Mantren ihre Einwilligung aus und sagt: "Du bist mir willkommen!" Dann folgt die Handnehmen-Zeremonie. Thomas mußte dazu die rechte Hand Manjulas in seine Hände nehmen und sagen: "Ich nehme deine Hand, mögen wir glücklich sein. Mögest du mit mir, deinem Mann, lange leben. Die Götter haben dich mir gegeben, damit du mein Haus regierst. Du bist die Königin meines ...