1. Doppelte Beute


    Datum: 24.12.2017, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bykeinAutor

    Sea Devil Davie bückte sich zu dem am Boden liegenden Kapitän herab und wischte sein Entermesser an dessen blutbefleckter Uniform ab. Der Kapitän war ein fabelhafter Fechter gewesen. Davie bezweifelte, dass er ihn in einem fairen Kampf besiegt hätte. Aber ein Pirat, der fair kämpfte, lebte vermutlich nicht lange; und ganz sicher wurde er nicht reich. Der große, kräftige Billy war als erster auf die Verteidiger zugestürmt und wie ein gefällter Baum zu Boden gestürzt, noch ehe er einen einzigen Schlag anbringen konnte. Die Degenspitze des Kapitäns war in seine linke Brust gefahren und hatte ihn auf der Stelle getötet. Der Stich war schnell und effizient ausgeführt worden, was den Gegner als einen erfahrenen, kampferprobten Fechter auswies. So hatte Davie seinen Männern befohlen, sich zurückzuziehen, die Lunte an dem mit Schießpulver gefüllten Fässchen anzuzünden und es in den engen Gang vor der Kapitänskajüte zu werfen. Die Explosion hatte dem Kapitän die Beine zerfetzt und ihm eine schreckliche Wunde in den Unterleib gerissen. Ihm einen schnellen Tod zu bereiten, war das Beste, was Davie danach für ihn tun konnte. Die beiden dann noch kampffähigen Matrosen hatten sie schnell niedergemacht. Die rostigen Nägel und Glasscherben, die sie unter das Pulver gemischt hatten, steckten zentimetertief in den Wänden, in Boden und Decke. Davie achtete darauf, sich nicht daran zu schneiden, als er sich neben Billy niederkniete und ihm mit der Hand die Augen zudrückte. „Du warst ein guter ...
     Mann", sprach Davie leise, aber laut genug, dass ihn die anderen Piraten, die hinter ihm warteten, verstehen konnten, „ich werde mich darum kümmern, dass deine Frau und deine Kinder deinen gerechten Anteil an der Beute bekommen." Es war wichtig, dass die Solidarität unter der Mannschaft über den Tod hinaus Bestand hatte. Das war eines der Gesetze, an die man sich auch als Kommandant einer kleinen Flottille von Piratenschiffen halten musste. Nur so konnte man von den Leuten erwarten, dass sie unter Einsatz ihres Lebens in den Kampf stürmten. Nun aber wollte Davie endlich wissen, was der Kapitän so wertvolles in seiner Kabine aufbewahrte, dass er selbst mit vier seiner Männer den Zugang zu ihr verteidigte, während das Oberdeck seines Schiffes von Piraten geentert wurde. Er rüttelte an der massiven Tür, sie war verschlossen. Nach einem Nicken in Richtung des toten Kapitäns durchsuchte der schwarze John die Leiche, schüttelte dann den Kopf. „Kein Schlüssel." Davie warf sich mit der Schulter gegen das Holz, aber es gab kein Stückchen nach. Offenbar war sie von innen nicht nur verschlossen, sondern auch verriegelt oder verrammelt. „Holt Äxte!", befahl er. Während die Männer seinen Befehl ausführten, sah er auf dem Deck nach dem Rechten. Er konnte sich auf seine Stellvertreter verlassen, die das Plündern des Schiffes beaufsichtigten. Doch war es für die Mannschaften wichtig, dass sie auch ihn persönlich sahen. Die Gefangenen waren mittschiffs zusammengetrieben worden. Davie warf ihnen ...
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