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Macht Geld glücklich?
Datum: 03.12.2017, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66
wahrscheinlich ziemlich schnell aufgefallen, dass ich keine Ahnung hatte. "Und was halten sie von diesem Werk?", fragte sie mich, während ich sie von der Seite aus betrachtete. Ich sah mir das Bild wieder an und dachte dabei eigentlich an etwas anderes. Die kleinen Fältchen am Hals verrieten doch ihr Alter. Doch trotzdem sah sie eigentlich recht gut aus. Nicht so zierlich wie Sonja oder Karin und zehn Zentimeter größer. Doch dann konzentrierte ich mich wieder auf das Bild. Es war relativ dunkel und zeigte eine Schlachtszene so, wie man sich in etwa den Dreißigjährigen Krieg vorstellte. Hellebarden wurden geschwungen, Schwerter wurden gezogen. Dazwischen Pferde, zum Teil noch stehend, zum Teil gestürzt. Eines streckte seine Beine in die Höhe und begrub den Reiter unter sich. "Hmm, ziemlich brutal!", meinte ich, "und zu dunkel. Ich mag heitere Bilder, helle Farben." Die Frau lachte auf. Nicht laut, sondern unterdrückt. Sie schien sich über meine Antwort zu amüsieren. "Wenn sie einmal heitere Bilder mit hellen Farben sehen möchten, ich bin zufällig jemand, der solche Bilder im Eigentum hat. Rufen sie mich einfach an!" In diesem Moment spürte ich, wie sich ein kleiner Zettel zwischen meine Finger schob und ich hielt ihn fest. Dann ging die Frau, ohne mich weiter zu beachten. Ich hob meine Hand und betrachtete den Zettel, der eine Visitenkarte war. Darauf standen ihre Rufnummer und der Name Julia. Irgendwie kam es mir vor wie eine Begegnung der dritten Art. Ein Erlebnis war es ...
wert und warum nicht. Sie wollte mir anscheinend nicht nur Bilder zeigen. Man musste sich alle Optionen offen lassen. Dann war die zweite Pause zu Ende und ich ging mit Sonja zurück zu unserer Loge. Sie sah mich von der Seite an und grinste in sich hinein. Ich sah sie nur an und meinte, nachdem ich ihr Grinsen nicht mehr ertragen konnte: "Was?" Sie lachte einmal kurz lauter. "Vorsicht vor Julia. Sie frisst junge Männer schon zum Frühstück und das nur zur Vorspeise. Wer in ihre Fänge gerät, kommt dort erst wieder abgenagt heraus und landet direkt auf einem Müllhaufen. Ich würde mich an deiner Stelle von ihr fernhalten!" Was war das nun wieder? Gönnte sie es mir nicht oder war es aufrichtig. Da war dann aber die Sache mit Karin, und da sie sich dort nicht zwischengestellt hatte, oder besser gesagt es sogar gefördert hatte, konnte ich schon fast davon ausgehen, dass es gut gemeint war. Zur Sicherheit würde ich die Visitenkarte aber behalten. Ich nickte nur einmal zur Bestätigung, dann waren wir wieder in der Loge und ich durfte mir den Rest der Oper ansehen. Welch ein Fest für die Sinne. Diesen Abend werde ich jedenfalls nicht vergessen. Freiwillig werde ich mich nicht mehr dort hin begeben. Irgendwann fiel der letzte Vorhang und ich war mehr als erleichtert. Jetzt konnte ich diese Folterkammer, wie ich das Theater innerlich schon nannte, verlassen. Sicher, andere Aufführungen, wo Operetten oder Musicals waren sicher interessanter aber mein Bedarf an Kultur war erst einmal auf ...