1. HomoLepus 06


    Datum: 30.11.2017, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAldebaran66

    Schlafzimmer. Dort zog ich ihr noch die Schuhe aus und deckte zumindest ihre Beine mit der Decke zu. Dann schloss ich leise von außen die Tür. Etwas nachdenklich setzte ich mich wieder aufs Sofa und sah noch ein paar Minuten leise Fern. Doch auch ich war inzwischen müde geworden, legte mich jetzt selber auf das Sofa und schlief wenig später zufrieden ein. Der Morgen war grausam, denn erstens konnte ich auf dem Sofa nicht richtig schlafen und zweitens hatte ich mir sämtliche Gräten dabei verrenkt. Die Unterlage eignete sich wirklich nicht dazu, darauf zu nächtigen und ich schwor mir, dies auch nie wieder zu machen. Also stand ich auf, reckte mich eine ganze Weile hin und her, damit mein Körper wieder in Wallung kam, und freute mich darüber, dass es immer weniger wehtat. Dann machte ich mich daran, ein einigermaßen passables Frühstück zu machen. Als dann die ersten Schwaden köstlichen Kaffeedufts durch die Wohnung zogen, hörte ich auf einmal die Tür des Schlafzimmers aufgehen und ein mehr als verschlafenes Gesicht zeigte sich im Licht des angebrochenen Tages. Auch wenn es so aussah, als wenn sie gleich wieder einschlafen würde, blitzte es in ihren Augen ein paar Mal auf. Sie kam träge zum Frühstückstisch geschlurft und setzte sich auf einen der Stühle. Dann wanderte ihr Blick über die Köstlichkeiten, die ich ausgebreitet hatte, nahm dann aber lieber eine große Tasse Kaffee und hielt sich an dieser fest. Vorsichtig nippte sie an der heißen Flüssigkeit und befand sie dem ...
     Geschichtsausdruck nach zu urteilen als genießbar. Vielleicht sogar noch mehr, denn ihre Mimik hellte sich zunehmend auf und es dauerte nicht lange, bis sie wieder so aussah, wie am Abend. Dann entschuldigte sie sich bei mir, weil sie einfach eingeschlafen war und mir Umstände gemacht hatte. Doch davon wollte ich gar nichts wissen. Es war keine Last für mich gewesen, sondern das Gegenteil. Sie stimmte mich alleine durch ihre Anwesenheit heiter. Da sie an diesem Tag keine Vorlesung hatte, jedenfalls keine wichtige, blieb sie gleich bei mir und wir begannen tatsächlich damit, zu lernen. Oder besser gesagt, ich brachte ihr etwas bei und frischte dabei meine Kenntnisse wieder auf. So gesehen keine schlechte Sache. Dabei stellte sich schnell heraus, dass meine nicht vorhandene Gesprächigkeit gar kein so großes Hindernis war. Anna meinte zwar, dass sie etwas nicht verstand, aber das war gar nicht so. Sie brauchte lediglich jemandem, dem sie ihre Vermutungen mitteilen konnte, und erwartete nur, dass sie dafür eine Bestätigung oder Ablehnung bekam. Es fehlte ihr also an Zuspruch. Die Antworten selber, kannte sie schon. Das Lernen mit ihr war wirklich wunderbar ruhig und entsprach gar nicht ihrem Naturell und ich wartete vergebens auf einen Ausbruch. Der kam einfach nicht und ich musste mich daran gewöhnen, dass sie in dieser Beziehung zweigleisig fuhr. Sie lernte ruhig und konzentriert, während ihr restlicher Tag eher hektisch und ungeordnet war. Das bekam ich zu spüren, als sie dann mit ...
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