1. Das Geschenk


    Datum: 23.07.2019, Kategorien: Schwule Autor: byikarus2punkt0

    Mittelklassepuff in dem man sich für sechzig Euro eine halbe Stunde Glück kaufen konnte. Ohne Getränke versteht sich. Ich kannte den Laden ganz gut, denn dort gab es dreißig Euro Kopfgeld für jeden angelieferten Fahrgast, der noch zum Zahlen imstande war. Moni, die Chefin, war eine gute Seele in einer sehr rauen Schale. Manchmal lud sie mich auf ein Getränk ein: „Wisse 'n Kaffe, Leo? Ick kann dir enen waam machen. Is' ooch von heute!" Wie gesagt. Eine gute Seele. Aber geschäftstüchtig. Und vor ihrem Laden stand nun Bargeld und winkte aufgeregt. Ich setzte den Blinker und fuhr rechts ran. Vier Leute waren es insgesamt. Vier Männer, naja, junge Männer, so um die zwanzig rum. Vier ziemlich scharfe junge Männer, wie ich von nahem sah. Politisch korrekt ausgedrückt, 'junge Männer mit Migrationshintergrund'. Schwul ausgedrückt, 'geile türkische Hengste'. Sehr aufgeregte geile türkische Hengste. Einer stand noch bei Moni vor der Tür und brüllte irgendetwas. Er schien sehr aufgebracht zu sein. Einer von den anderen machte die Beifahrertür auf, sah ins Auto und sagte: „Hallo! Kannsu warten ein Moment? Isch komm' gleisch mit mein Bruder!" Aber Hallo! War das eine türkische Honigschnitte. Trotz Kälte, nur teure Lederjacke und offenes Hemd, mindestens fünf Mal Sportstudio die Woche und ein Gesicht wie ein Prinz aus 'Tausend und einer Nacht'. Und um den Hals baumelte ein kleines Goldkettchen. Zum dahinschmelzen! „Klar kann ich warten, junger Mann. Gibt's Probleme?" „Nee, Mann, alls klar, ...
     Mann. Isch komm' gleisch!" Normalerweise kann ich es ja nicht so ab, wenn mich jemand im Taxi duzt. Aus dem Alter bin ich raus. Aber bei ihm hier machte ich gerne mal eine Ausnahme. Er ging zu seinen Freunden zurück, redete auf den Aufgeregten beruhigend ein. Aber der schob trotzig den Arm der Honigschnitte weg, und drückte sich ein Taschentuch auf die Stirn. Ich beobachtete im Rückspiegel wie sie zu mir kamen. Drei Große und ein Kleiner. Die beiden Großen glichen sich wie ein Ei dem anderen, und sie sahen auch der Honigschnitte total ähnlich. Garantiert Brüder. Der Kleine passte gar nicht dazu. Entweder war er das Ergebnis eines Seitensprungs, oder irgendein Freund oder Verwandter. Honigschnitte setzte sich zu mir nach vorne, die drei anderen auf den Rücksitz. ... Wohin auch sonst? ... Sie redeten lautstark auf Türkisch aufeinander ein. Ich verstand kein einziges Wort. Schließlich fragte ich meinen Beifahrer: „Wo soll's denn hin gehen?" „Isch glaub' isch muss Döner. Isch hab' voll krass dem Hunger, ehj!" Von hinten hörte ich: „Mensch Cem, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du vernünftiges Deutsch sprechen sollst. Dein 'Kaja-Yanar-Sprech' kannst du dir für deine Kumpels aufheben. Wenn unser Vater dich so hören könnte!" - Und zu mir - „Fahren sie uns zum Humboldhain, nach Wedding." Ich fuhr los. Eine gute Tour nach da oben. Meine Fahrgäste waren schweigsam. Ich bemerkte beim Blick in den Spiegel, dass sich der eine Bruder, der Aufgeregte, immer noch das Taschentuch an die ...
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