Das Geschenk
Datum: 23.07.2019,
Kategorien:
Schwule
Autor: byikarus2punkt0
abwimmeln. Ich ging zur Tür und öffnete sie. Vor mir stand Selim. Er stand schlotternd im Flur. Er sah aus, als ob er geweint hätte. Er sah hoch, sah mich mit verquollenen, traurigen Augen an. „Bitte, Leo, bitte helfen! ... Ich weg! ... Nix will Heirat! ... Nix will Leila! ... Nix will Frau!! ... Bitte ... Will Mann!! ... Bitte helfen!" Er schien völlig verzweifelt zu sein. Da hatte unsere Nacht wohl ungeahnte Folgen gehabt. Scheinbar hatte sie dem kleinen Selim mit dem großen Schwanz sein Coming out beschert. ... Ja, ja, ... Das Fest der Bescherung! Ich bat ihn hinein, rief Lars, wir kochten ihm erst einmal einen Tee und beruhigten ihn. Wenn ich ihn richtig verstanden hatte, hatte er sich heute Nachmittag aus dem Staub gemacht, und einen Zettel hinterlassen, er sei zurück nach Hause zu seinen Ziegen. Trotzdem hatte er nun Angst, dass sie ihn trotzdem suchen würden. ... Aber er sagte, dass er noch nie so glücklich gewesen sei, wie in dieser Nacht. „Viel froh!! Nie so viel froh! ...Jetzt wissen! ... Will Mann!" Wir berieten was zu tun sei. Lars gab zu bedenken, dass die Brüder Selim wahrscheinlich am ehesten hier suchen würden. Ich musste ihm Recht geben. Aber natürlich kann man keinen armen Fremden, der um Hilfe bittet, bei Eis und Kälte weg schicken, sondern grade jetzt, zum Fest der Nächstenliebe, musste man sich doch seiner annehmen. - '... denn es war kein Platz in der Herberge ...' - Also beschlossen wir, ihn erst mal mit zu Bernd zu nehmen. Bernd ist ein wohlhabender ...
Rechtsanwalt, mit großer Wohnung und großem Herz, und war sofort bereit, dem armen Selim Asyl zu gewähren. Und da hatten wir ihm noch nichts von Selims verborgenen Werten erzählt. ... Es war ein schönes Fest. Selim war allen willkommen und Bernd umsorgte ihn liebevoll. Als wir uns weit nach Mitternacht von den beiden verabschiedeten und Selim neben Bernd glücklich strahlte, wie einst der Stern im Morgenland, dachte ich: 'Vielleicht gibt es ja doch einen besonderen Zauber zu Weihnachten!' Epilog Selim wurde von seinem Vater aus der Familie verstoßen. Tragischerweise kam dieser bald danach bei einem mysteriösen Unfall, in den irgendwie eine Ziege verwickelt war, ums Leben. Die glückliche Witwe verkaufte Haus und Hof, und zog mit ihren sechs Töchtern nach Berlin, wo sie ein gut gehendes Spezialitätenrestaurant betreiben. Selim und Bernd verliebten sich, und heirateten ein Jahr später. Bernd ermöglichte es seinem Mann, sich seinen Traum zu erfüllen, und eine Ausbildung zum Bauchtänzer zu machen. Sie leben glücklich in einer Fünf-Zimmer-Dachgeschosswohnung in Berlin-Charlottenburg. Murat und Aslan eröffneten eine Bar. 'The terrible Twins'. Diese wurde zum angesagtesten Laden der Stadt, und das überwiegend männliche Publikum spekuliert noch immer oft und erfolglos über die sexuelle Orientierung der Betreiber. Leila nutzte den Skandal um die geplatzte Hochzeit dazu, sich endlich als Lesbe zu outen, und gründete mit ihrer Lebensgefährtin einen Internetversand für tiefgefrorenes Sperma ...