1. Das Geschenk


    Datum: 23.07.2019, Kategorien: Schwule Autor: byikarus2punkt0

    Gedicht vorgestottert hatten, hielt er sich plötzlich die Hand vor den Mund, grunzte ein: „Wo ist das Bad?", rannte hinein und übergab sich lautstark. „Entschuldigung!", sagte er, als er zurückkam. „Ich bin seit Mittag unterwegs und überall gibt's Schnäpse." Er verabschiedete sich und wankte aus der Tür. Dann gab es endlich die Bescherung. Ich hatte ja so lange überlegt was ich dem Liebsten schenken sollte. - Eigentlich haben wir ja alles. - Ich dachte es müsse etwas persönliches sein. Ganz für ihn alleine. Etwas was ihm Zeit und Muße schenken würde. Etwas was ewig hielte und ihn täglich an unsere Liebe erinnern würde. ... Ich habe es mir wirklich nicht leicht gemacht. Aber ich war mir sicher, das Richtige gefunden zu haben. Im allgemeinen Geschenke tauschen gab ich ihm dann das große, wunderhübsch verpackte Paket. Er wog es in der Hand. Es war schwer. „Na, mach's schon auf!", sagte ich und beobachtete lächelnd, wie er voller Vorfreude das Geschenkpapier abriss, den Karton aufmachte und hinein sah ... Er stand da, wie vom Blitz getroffen. „Volltreffer!", dachte ich erleichtert. Damit hat er bestimmt nicht gerechnet. „Was ist es denn?", fragte seine bescheuerte Schwester neugierig und blickte ihm über die Schulter. Er schluckte hörbar. „Ein ... ein ... Es ist ein ... ein ... Schnellkochtopf!", antwortete er mit zittriger Stimme. Ich machte den großen Fehler zu fragen: „Und?? Gefällt er dir???" Über den Rest hülle ich lieber den Schleier des Vergessens. Ich erinnere mich dunkel ...
     an Worte wie „egoistisches Arschloch" , „das ist der Dank", „schieb' dir deinen Kochtopf sonst wohin", an den Rest seiner Meschpoke, der sich einmischte und daran, dass alle meinen armen Liebsten bedauerten, der in Tränen aufgelöst war und schluchzend, mit dem Kochtopf in der Hand, vor dem schiefen Baum stand. Als seine Mutter ihn dann tröstend in die Arme nahm und mir böse Blicke zu funkelte, wusste ich, dass es an der Zeit war zu gehen. „HAU' DOCH AB, ZU DEINEM BLÖDEN BOCK", hörte ich ihn noch, als ich schon im Treppenhaus war. Erleichtert zog ich die Haustür hinter mir zu, klappte den Kragen hoch und ging zu meinem Auto. ... Blinkende Lichterketten am Dönerimbiss, hastende, bepackte Menschen die gestresst und hektisch ihren letzten Geschäften nachgingen, bevor auch sie in den Abgrund der Bescherung gestoßen werden würden. Sie: ..."Parfüm? Heißt dass ich stinke??" Er: ... „oh wie toll ... Eine Krawatte..." Die Ärmsten. Das hatte ich ja schon hinter mir. Der Abend konnte nur besser werden. Ich schaltete den Funk an, hörte in das halb verständliche Gebrabbel hinein, und meldete mich schließlich mit: „Die fünfzig doppel zwo vom Kotti, in drei...", und hatte die erste Tour des Tages an Land gezogen. Quer durch die Stadt zum Flughafen. ... Letzte Flüchtlinge. Während der ganzen Nacht überlegte ich wie ich das Missgeschick mit dem Topf wieder gut machen könnte. Unter zwei Wochen Ibiza würde ich wohl nicht weg kommen. Aber bis dahin ... Naja, da würde ich halt durch müssen. Dabei ...
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